Vedische Physik IV - von Heilern und Heiligen

Thema 8/12

Im letzten Beitrag (Woche 7/12) haben wir erwähnt, dass zum Thema Heil bereits fast alles gesagt ist, wenn man versteht, dass die Wurzel der uns sichtbaren Welt in der ursprünglichen spirituellen Welt liegt. Ein Heiliger lebt in Harmonie mit dem spirituellen Ursprung, im Einklang mit Gottes Plan und ist deshalb mit Frieden erfüllt.

bhoktaram yagna tapasam
sarva-loka-mahesvaram
suhridam sarva bhutanam
jnatva mam santim ricchati

Derjenige, der sich vollkommen über Mich bewusst ist und weiss, dass Ich der letztliche Nutznießer aller Opfer und Entsagungen , der Höchste Herr aller Planeten und Halbgötter und der Wohltäter und wohlmeinende Freund aller Lebewesen bin, erlangt Frieden von den Qualen des materiellen Daseins.“ (Bhagavad-gita 5.29)

Gerade im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts kann man in Deutschland einige bedeutende Initiativen ausmachen, die den natürlichen Heilungsprozess im Vertrauen mit Gott proklamieren. Zu nennen sind hier Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 - 1897) und der Naturarzt Dr. Franz Xaver Mayr (1875 - 1965). In den Vereinigten Staaten war es insbesondere Frau Ellen G. White (1827 - 1915), die die vorgenannten Grundsätze in überzeugender Weise dargelegt hat und zwar in einem christlichen Kontext, was bedeutet, dass das Vertrauen in Jesus Christus als spirituelle Grundlage der Gesundheit vorausgesetzt wird. In unserer Schülernachfolge der Gaudiya-Vaishnavas haben wir keine Vorbehalte gegen rein christliche Überzeugungen, weil wir verstehen, dass Menschen, die wahrhaft Jesus nachfolgen, das Heil erlangen. Im Vaishnavatum haben wir nur die etwas weitere Sicht, dass sich Gott in mannigfaltiger Weise offenbart hat und offenbaren wird, so dass es eben zu einer Palette von Glaubensgemeinschaften gekommen ist, die in ihrer reinen Form die wesentlichen Prinzipien teilen.

Frau White vertrat offensichtlich eine reine Ausprägung des Christentums, denn die Prinzipien ihrer Veröffentlichungen stehen in klarer Übereinstimmung mit den Prinzipien des Vaishnavatums. Interessant dabei ist z. B., dass der Verzehr von fleischlicher Nahrung verworfen wird. Urchristen scheinen sich hier einig zu sein, wo die Amtskirchen sich schwer tun, Fortschritte zu erzielen. Die Gesundheitslehre von Frau White kann man in überschaubarer Form in dem Taschenbuch Der Weg zur Gesundheit, ISBN 3-933032-54-7, nachlesen. Besonders ermutigend ist die Betonung einer natürlichen, ausgewogenen und einfachen Lebensweise. Wörtlich heißt es auf der Rückseite des Umschlages:

Sonne & Luft, Mäßigkeit & Ruhe, Wasser und Bewegung, richtige Ernährung und Vertrauen in die göttliche Kraft - dies sind die wahren Heilmittel. Die Heilkräfte der Natur sind jedem zugänglich.

Wir schließen uns dem vorbehaltlos an. Die Gesundheitslehre des Ayurveda betont dieselben Prinzipien, wobei einige Details näher beleuchtet werden.

Immer mehr kommen in unserer Zeit Methoden geistiger Heilung in Mode. Zuerst sprach man von positivem Denken, welches immer mehr verfeinert wurde und nun in seiner stärksten Form als Quantenheilung propagiert wird. Gemeinsam ist diesen positivistischen Heilverfahren die Überzeugung, dass das Bewusstsein die Materie beeinflusst und somit den Körper heilen kann. Leider aber verführt diese Erkenntnis viele Menschen dazu, zu glauben, sie selbst hätten alles unter Kontrolle. Das Leben lehrt uns jedoch, dass selbst die fortgeschrittensten Yogis sterblich sind, dass eben trotz aller angewandten Heilmethoden Krankheiten und Tod eintreten. Unsere Macht ist durch das Walten Gottes begrenzt, ja wir sind in jeder kleinsten unserer Erwartungen von Gott abhängig: Der Mensch denkt - Gott lenkt! Obgleich die modernen Heiler sich oft mit Gott verwechseln, ist es gut, dass die Erkenntnis an Boden gewinnt, dass der Geist und das Bewusstsein über der Materie stehen. Die besten Ergebnisse erzielen wir, wenn wir im Einklang mit Gottes Plan leben, das heißt, wenn wir unser Bewusstsein auf Ihn ausrichten. Im Krishna-Bewusstsein chanten wir

Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rama Hare Rama
Rama Rama Hare Hare

Diese starke und gleichzeitig feinste Medizin bewirkt unsere Harmonisierung mit der spirituellen Welt, wo es keine Krankeiten gibt. Wenn wir krishnabewusst leben, bedeutet das freilich nicht, dass die materiellen Naturgesetze nicht mehr auf unseren Körper einwirken. Shri Krishna sorgt jedoch dafür, dass unser Weg zum ewigen Heil geebnet wird:

ananyas cintayanto mam
ye janah paryupasate
tesam nityabhiyuktanam
yoga-ksemam vahamyaham

Doch diejenigen, die Mich mit ausschließlicher Hingabe verehren und die über Meine transzendentale Gestalt meditieren - ihnen gebe Ich, was sie brauchen, und erhalte Ich, was sie haben.“ (Bhagavad-gita 9.22)

Shri Krishna kennt unsere Lage besser als wir sie je erforschen können, denn Er weiss über alle Details unserer psychischen und physischen Verstrickungen bescheid. Wir verstehen oft nicht, warum uns etwas ungewünschtes widerfährt, jedoch ist es nötig, um uns aus dem materiellen Dasein zu befreien. Zuletzt ist es ja dann so, dass der materielle Körper aufgegeben wird, was wir Tod nennen. Es geht beim Heil also nicht darum, alle Anstrengungen auf ein medizinisch gesundes und langes Leben zu richten, weil das keine ewige Perspektive ist.