Deutsche Aufklärung

Thema 15/2015

Bereits vor rund 250 Jahren forderte uns der Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781 AD) auf, die Scheuklappen abzulegen, um zu erkennen, dass die drei abrahamitischen Weltreligionen allesamt vom Vater an Seine Kinder gegeben wurden, damit diese glücklich leben würden. Dies beschreibt Lessing insbesondere in dem weltberühmten Roman Nathan der Weise (veröffenlicht 1779). Es ist nicht gerade eine Auszeichnung für die deutsche Gesellschaft, wenn immer wieder versucht wird, echte religiöse Gruppen gegeneinander auszuspielen, Muslime unter Generalverdacht zu stellen u.a. Es würde dem Volk der Dichter und Denker besser anstehen, die Vorteile einer religiösen Lebensweise heraus zu stellen, so wie das z. B. im Islam getan wird, welcher folgende wichtigste Vorgaben macht:

1. Anerkennung einer höchsten universalen Lenkung (= reiner Monotheismus)

2. Auf unreine Dinge verzichten (z. B. Schweinefleisch)

3. Jährliche Fastenkur (würde sich günstig auf die Ausgabensituation der Krankenversicherungen auswirken)

4. Einmal im Leben nach Mekka pilgern

Auch die Juden ließen sich bei ihrer Wanderung ins gelobte Land von Gott führen und erhielten die zehn Gebote, die hier einmal aufgezählt werden, um zu zeigen, dass sie höchst wichtige Inhalte vermitteln:

1. Wende dich mit Deinen wichtigen Anliegen an die höchste spirituelle Instanz! (= reiner Monotheismus)

2. Ehre die Namen und die Dinge, die mit Gott in Verbindung stehen!

3. Wohne den Festlichkeiten an Feiertagen bei!

4. Ehre Vater und Mutter!

5. Liebe deine Nächsten wie dich selbst

6. Sei keusch!

7. Begehre nicht Deines Nächsten Hab und Gut!

8. Sei ehrlich!

9. Gehe fleißig einer ehrbaren Beschäftigung nach!

10. Beherrsche dich!

Die Christen, die mit dem Vater unser ebenfalls reinen Monotheismus pflegen, sehen das Leben von Jesus Christus als ideales religiöses Vorbild und möchten ihm nachfolgen, ihr Kreuz auf sich nehmen und auf Gott vertrauend bis zur Selbstaufopferung für die christlichen Werte einstehen (gilt nur für echte Christen)

Ernsthafte Vertreter der drei wichtigsten abrahamitischen Strömungen sollten aufgrund der Deckungsgleichheit ihrer Anliegen keine Probleme miteinander haben, und diese Traditionen geben jede für sich den Menschen wichtige Impulse für ihr Leben. Der Islam besticht durch seine Einfachheit, die Juden übermitteln die allgemein anerkannten Lebensregeln, während besonders echte Christen durch gelebte Nächstenliebe auffallen und damit zeigen, dass der Glaube ohne Liebe leer und bedeutungslos ist.

Die Grundstimmung im Abendland ist zur Zeit leider weder christlich, muslimisch noch jüdisch sondern gleitet aufgrund der materialistischen Propaganda immer mehr in den Animalismus ab (siehe Beitrag 1/2015). Wir können also mittels einer verstärkten religiösen Orientierung nur gewinnen. Der Wettstreit der religiösen Strömungen untereinander sollte ein willkommener Ansporn für jeden einzelnen Gläubigen sein. Anstatt uns gegenseitig zu bekriegen sollten wir dem jeweils anderen großen Respekt entgegen bringen für dessen religiösen Beitrag. Jeder echte Weg zurück zu Gott wird von Gott unterstützt. Darum hat unser guter Lessing recht, wenn er feststellt, dass man niemals denken soll, es gäbe nur eine allein selig machende Konfession.

Was der viel gelobte Aufklärer Lessing schon vor 250 Jahren propagierte sollte zur Allgemeinbildung eines guten Deutschen gehören. Die Höchste Persönlichkeit Gottes hat den einzelnen Völkern jeweils gangbare Wege offenbart. Das ist doch logisch für einen liebenden Vater!

Im Vaishnavatum ist es eine Selbstverständlichkeit, die einzelnen Pfade zurück zu Gott zu verstehen und anzuerkennen, denn auch die Vaishnavas wenden sich bei ihrem Gottesdienst hauptsächlich an die höchste Persönlichkeit Gottes, die Sich in der Bhagavad-gita u. a. wie folgt offenbart (9.17):

"Ich bin der Vater des Universums, die Mutter, der Erhalter und der Großvater. ....."

In diesem Sinne

Ihr Diener

Parivadi das

P. S. Die primäre Schöpfung erfolgt durch Shri Vishnu, den allmächtigen Gott, während Brahma als sekundärer Schöpfer die Welt - wie wir sie kennen - schafft. Aus Shri Vishnu gehen also die grundlegenden Schöpfungsprinzipien und die Bestandteile der materiellen Welt hervor. Brahma bedient sich dieses "Baukastens", um uns dann unsere Welt zu geben. Wenn die Christen vom Schöpfer sprechen, hat man manchmal das Gefühl, sie beteten zu Brahma und nicht zu Shri Vishnu. Das macht aber gar nichts aus, denn Brahma ist sich dieser Unschärfe bei den Gebeten verschiedener Menschen bewusst und leitet die Gebete weiter, wenn diese in dem Glauben gesprochen werden, sie richteten sich an den höchsten Herrn.

Selbst wenn sich Menschen an die untergeordneten Götter wenden, ist dies für sie von Vorteil, solange sie die Höchste Persönlichkeit Gottes noch nicht verstehen. Shri Krishna erklärt dies in der Bhagavad-gita wie folgt (9.23):

"Diejenigen, die Geweihte anderer Götter sind und diese mit Glauben verehren, verehren im Grunde Mich, o Sohn Kuntis, aber sie tuen es auf falsche Weise."

Wir dürfen zur Beruhigung christlicher Gemüter noch ergänzen, dass Jesus Christus natürlich kein gewöhnlicher Mensch war sondern ein Avatara, also ein Lebewesen, welches aus höheren Sphären auf die Erde herab gestiegen und besondere, ihm von Gott verliehene Kräfte entfaltet hat (shaktyavesha-Avatara). Seine göttliche Gnade A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada führt aus:

"... Jesus Christus war eine so große Persönlichkeit - der Sohn Gottes -, der Stellvertreter Gottes. Sein Charakter war makellos, und doch wurde er gekreuzigt. Er wollte den Menschen Gottesbewusstsein überbringen, doch als Dank dafür kreuzigten sie ihn - so undankbar waren sie. Sie wussten seine Botschaft nicht zu schätzen. Aber wir würdigen ihn und erweisen ihm als dem Stellvertreter Gottes alle Ehre. ..."

(zitiert aus dem Beitrag Christus, Christen und Krishna des Buches Die Schönheit des Selbst, Seite 150, ISBN 978-91-7149-502-0)

Auch die Muslime erkennen Jesus Christus als großen Prophethen an, wohingegen sich die Juden mit ihrem großen Landsmann noch schwer tun; Der Propheth im eigenen Land hat es immer schwer. Es sollte dennoch keine Gründe für Unversöhnlichkeit mehr geben. Wir Vaishnavas appellieren an den gesunden Menschenverstand und hoffen auf äußeren und inneren Waffenstillstand.

Gott ist groß und allmächtig und kann unzählige Söhne und Töchter hervorbringen!!! An den Früchten ihres Wirkens erkennt man sie.

Gründonnerstag, 02.04.2015