Vom glückseligen Leben

Thema 41/2004

Ein glückliches Leben, mein Bruder, wünscht sich ein jeder, doch die Voraussetzungen hierfür will keiner erkennen. Es ist ja wirklich auch gar nicht leicht, das Glück zu gewinnen: einmal vom rechten Wege abgeirrt, entfernt man sich trotz eiligen Suchens immer weiter davon. Führt einen der Weg gar in entgegen gesetzte Richtung, macht gerade die Eile den Abstand vom Glück um so größer. So bleibt denn nichts anderes, als dass man sich zunächst über sein Ziel klar wird, sodann über den Weg, der raschestens dorthin führt. Ist es der rechte Weg, dann sieht man schon, wieviel sich davon täglich bewältigen lässt und wie man sich, beschwingt von natürlichem Verlangen, seinem Ziele nähert. Schweifen wir aber ziellos umher, wie es uns gerade gefällt, und lassen wir uns vom Wirrsal lauter und leiser Lockrufe betören, dann zerrinnt uns das kurze Leben, mögen wir auch Tag und Nacht um die rechte Einsicht ringen. So kommt es also darauf an, sich für Weg und Ziel zu entscheiden, auch einen tüchtigen Führer zu wählen, der beides aus Erfahrung genau kennt. Denn hier ist es nicht ganz so wie bei gewöhnlichen Reisen, wo der eingeschlagene Pfad sowie die Auskunft der Anwohner einen Irrweg unmöglich machen; im Gegenteil, der meistbegangene, bekannteste Weg führt hier ganz sicher in die Irre. Drum vor allem ja nicht wie das liebe Vieh einfach hinter dem Vorderen einher trotten, nur der Spur folgend, ohne das Ziel im Auge!

(aus der Schrift "Vom glückseligen Leben" des römischen Philosophen Seneca)

"Diejenigen, die diesen Pfad beschreiten, sind entschlossen in ihrem
Vorhaben, und ihr Ziel ist eins. O geliebtes Kind der Kurus, die Intelligenz
der Unentschlossenen jedoch ist vielverzweigt." (Bhagavad-gita 2.41)

"Glaube bedeutet unerschütterliches Vertrauen in etwas Erhabenes."
(Aus demKommentar von Shrila Prabhupada zu diesem Vers der Bhagavad gita)