Re: Allgemeine Fragen zur täglichen Praxis

Krishna-Bewusstsein

Geschrieben von M.Walter Reinhardt am 02. September 2007 17:57:

Als Antwort auf: Re: Allgemeine Fragen zur täglichen Praxis geschrieben von Parivadi das am 24. August 2007 11:45:00:

>Lieber Walter,
>vielen Dank für diesen inspirierenden Beitrag. Hier sieht man, wie Shrila Prabhupada immer noch gegenwärtig ist - besonders durch seine Schriften - und die Menschen anleitet. Er ist zweifelsohne der wichtigste spirituelle Meister (guru) der Hare-Krishna-Bewegung. Vor einer Woche habe ich mit dem Vater einer siebenköpfigen Familie telefoniert, der fast die gleichen Fragen gestellt hat. Er ist Schreiner und lebt weit entfernt vom nächsten Hare-Krishna-Zentrum. Auch er wollte wissen, wie die Ergebung in der Praxis aussieht.
>Es ist eine ganz natürlich verlaufende Angelegenheit. Man muss da keine Kopfstände machen oder sich sonst verkopfen. Es ist wahr, dass die Bücher von Shrila Prabhupada alle nötigen Grundlagen enthalten, um Krishna-Bewusstsein zu praktizieren; Und wenn man es tut, dann dient man selbstverständlich dem spirituellen Meister und Shri Krishna. So einfach ist das.
>Jetzt aber noch eine wichtige Ergänzung dieser theoretischen Erkenntnis für die effektive Praxis:
>Das wichtigste Prinzip, welches Shri Chaitanya den Devotees ans Herz legte, ist die Gemeinschaft mit anderen Devotees, möglichst auch fortgeschrittenen Devotees. Der spirituelle Meister in der Nachfolge Shri Chaitanyas sieht es gerne, wenn wir uns mit anderen Devotees vernetzen, uns gegenseitig helfen. Denn auf diese Weise verstärkt sich die Bhakti-Energie. Es ist also unbedingt von Vorteil, wenn ein Nachfolger Shrila Prabhupadas Ausschau nach Gleichgesinnten sucht, um mit ihnen - wie Du sagst - über Krishna zu sprechen. Sehr gut, dass das im Kreis Deiner Familie schon geschieht! Das Tüpfelchen auf dem i wäre nun, wenn Du (und Deine Familie) auch noch Geborgenheit im Kreis einer Hare-Krishna-Gemeinde finden könntest. Auf diese Weise kannst Du wichtige Infos erhalten, kannst mal das Gemeindezentrum besuchen und an diesem gemeinsamen Geben und Nehmen teilnehmen; es macht dabei nichts aus, wenn das Zentrum nicht in der Nähe ist. Es gibt auch Zeitschriften, die verschickt werden, oder man kann mit Seelsorgern telefonieren, die einem im praktischen Leben Ratschläge geben können.
>Wie Du siehst: Es ist wie im ganz normalen Leben: Gleichgesinnte organisieren ihre Tätigkeiten effektiv und helfen sich. Die erfahrenen Devotees spielen natürlich die Rolle derer, die uns besonders hinsichtlich der spirituellen Feinheiten helfen können. Auch nach ihnen sollte man besonders Ausschau halten. Sie geben viele Vorträge, die man sich z. B. auf CD nach Hause holen kann. Die moderne Technologie kann auf diese Weise krishnaisiert werden. Man sollte alle Möglichkeiten nutzen, um sich und anderen zu helfen, krishnabewusst zu werden; genauso wie die Materialisten alle Möglichkeiten nutzen, um sich von den wichtigen Dingen abzulenken. Die materiellen Gegebenheiten sind wie eine verzerrte Widerspiegelung der spirituellen Realität. Wir können also alles umdrehen und für Krishna nutzen. Nichts anderes ist notwendig.
>
>Schlussfolgerung hinsichtlich der ersten Frage: Bedingungslos Shrila Prabhupada zu folgen, bedeutet auch, sich nach Ort, Zeit und Umständen darum zu Bemühen, die Mission Shrila Prabhupadas zu unterstützen; bedeutet - wie oben beschrieben - den Gemeinschaftsgeist nach Ort, Zeit und Umständen aktiv zu unterstützen: Einer Tempelgemeinde beitreten ist einer der wichtigsten Punkte für diejenigen, die nicht direkt in einer Tempelgemeinschaft leben. Die Bücher haben wir ja meist von Devotees bekommen, die in solchen Tempeln ausgebildet wurden oder leben. Daher ist es nur natürlich, wenn man sich einer Gemeinde anschließt, auch wenn sie nicht in der Nähe liegt. Leider hat die ISKCON in Deutschland noch nicht in jeder Gegend ein Gemeindezentrum. Aber je mehr wir diesen Aspekt betonen, desto schneller wird sich die Devotee-Gemeinschaft vernetzen und mehr und mehr Verehrungszentren (Tempel, Gemeindezentren) bilden.
>2. Im zweiten Vers des Shikshastakam betet Shri Chaitanya, dass das Chanten nicht von starren Regeln abhängig ist. Man kann überall, laut, leise usw. chanten. Nun gibt uns aber Shrila Prabhupada den Rat, jeden Tag auch auf der Gebetsperlenkette - besonders in früher Stunde - eine feste Zahl von Runden zu chanten. Das reguliert unser Bewusstsein und wird dann Teil eines erfüllten Lebens. Man kann also überall und auf jede Weise chanten, aber man sollte gerade morgens sich ein bestimmtes Quantum vornehmen. Wichtig ist, dass man sich nicht zuviel vornimmt, damit man täglich hinkommt.
>>Hare Krishna liebe Freunde,
>>mein Name ist Walter und ich habe zu meiner großen Freude vor einigen Monaten nach jahrelanger Suche zum Krishnabewußtsein gefunden. Für mich gibt es momentan keinerlei grundsätzliche Fragen, da mir alles, was die Veden erklären, plausibel und einleuchtend ist. Ich bin verheiratet und Vater dreier Kinder zwischen 18 und 22 Jahren und meine ganze Familie ist dem Krishnabewußtsein sehr aufgeschlossen und zugetan. Wir unterhalten uns täglich über Krishna, lesen gemeinsam die Bhagavad Gita und andere Bücher von Srila Prabhupada und chanten. Trotzdem gibt es für mich Fragen, oft ganz einfacher Natur, die Euch bestimmt schon hundertmal gestellt wurden, die ich nicht beantworten kann. Deshalb stelle ich sie an Euch mit der Bitte, die eine oder andere Antwort zu erhalten.
>3. Du kannst gerne Bilder aus dem internet herunter laden. Du solltest ein Bild von Shrila Prabhupada links hinstellen, in die Mitte als Hauptbild ein Radha-Krishna-Bild und rechts daneben ein pancha-tattva-Bild.
>4. Am besten ist es, wenn man aus guten frischen Zutaten selbst etwas zubereitet. Das ist das Ideal. Aber man kann das im Alltag nicht immer einhalten. Man muss sich da einen Standard setzen. Und da haben wir nun schon einen praktischen Punkt, wo es eben gut ist, wenn man mal mit einem Hare-Krishna-Seelsorger sprechen kann, wie man das einrichten kann für die jeweilige Situation. Ein berufstätiger Familienvater kann nicht gleich leben wie ein yogi im Wald, der jeden Tag ein paar Wurzeln und Blätter mit frischem Quellwasser zu sich nimmt. Daher ist es gut, sich mit anderen zu beraten. Shri Krishna und der spirituelle Meister sieht die Bemühung, Fortschritt zu machen, nicht unsere Bedingtheiten, die wir halt haben.
>5. Verboten im katholischen Sinne ist gar nichts. Wie bereits unter Nr. 3 geschrieben erwähnt wurde: Es gibt verschiedene Standards. Wenn man sich einen hohen Standard setzt, dann fallen Fertigeis und Schokolade flach. Ob das in Deinem Fall angebracht ist, kann ich nicht sagen. Da müssten wir uns mal persönlich unterhalten; am Telefon oder während eines Besuches. Es gibt verschiedene akzeptable Standards, die parallel laufen. Das Ideal ist klar: Frische, selbst zubereitete Gerichte ohne Fleisch, Fisch, Eier, Drogen, und es gibt weitere Dinge, die uns helfen. Aber nicht alles ist für jeden wichtig. Das ist ein sehr wichtiges Prinzip, das wir begreifen müssen. Sonst sind wir ständig verwirrt. Wir sollten uns mit erfahrenen Devotees absprechen. Das gelingt eben am besten, wenn man sich erst mal kennen lernt; ist also eine logische und natürliche Angelegenheit.
>6. Du kannst in der Mittagspause Shrila Prabhupadas Bücher lesen, und auch abends. Die Muslime beten dreimal täglich. Das ist ein gutes Prinzip. Auch die Hare-Krishnas sollten dreimal täglich eine spirituelle Phase einschalten: morgens, mittags und abends. So dass man einfach den Geist daran gewöhnt, dass Krishna-Bewusstsein das schönste und wichtigste im Leben ist. Wenn wir so regelmäßig werden, dann wird der Geist auch während der Arbeit immer häufiger spontan krishna-bewusste Momente einschalten, zu unserer frohen Verwunderung. Wir werden plötzlich Hare-Krishna singen zur Freude unserer Mitarbeiter. Natürlich werden wir auch mal nicht so sein. Es dauert seine Zeit.
>"Die Höchste Hingabe wird in kleinen Stufen durch die Methode ständiger Bemühung um Selbstverwirklichung mit Hilfe der Aussage der Schriften, theistischer Lebensführung und Ausdauer in der praktischen Übung erlangt." (Brahma Samhita 5.59)
>Alles Gute! Es werden immer mehr, die mit Shrila Prabhupadas Hilfe zum Krishna-Bewusstsein gelenkt werden! Danke für Dein Engagement!!!
>Dein Diener
>Parivadi das
>
>>1. Immer wieder wird erklärt sich einem spirituellen Meister zu ergeben. Wenn ich von der Trancendenz ausgehe, dürfte zwischen den Schriften von Prabhupada und ihm selbst kein Unterschied sein. Ist es somit ausreichend, wenn ich dem was er schreibt bedingungslos folge?
>>2. Wenn empfohlen wird 16 Runden am Tag zu chanten, ist es dann Voraussetzung auf der Perlenkette zu chanten oder geht es auch ohne? Muß ich laut chanten oder ist es auch still im Geiste möglich?
>>3. Wenn ich mein Essen vor der Bildgestalt opfere, kann ich es vor einem Krishnabild machen, dass ich mir aus dem Internet heruntergeladen habe oder muß es ein bestimmtes sein?
>>4. Wenn ich im Laden einkaufe, kann ich dann alles opfern? Ich meine hier nicht Fleisch etc., sondern kann ich auch fertige Gerichte opfern oder müssen die geopferten Nahrungsmittel im ursprünglichen Zustand sein und in jedem Fall von mir selbst zubereitet werden?
>>5. In Prabhupadas Biographie habe ich gelesen, dass auch Fertigeis und Schokolade verboten sind, warum?
>>6. Wenn ich mit meiner täglichen Arbeit beschäftigt bin, wie halte ich meinen Geist dabei am besten auf Krishna gerichtet und wie opfere ich die Früchte meiner Arbeit? Ich weiß, oft sind bestimmte Dinge schwer zu erklären und mit der Zeit baut sich sicherlich von allein ein Verständnis dafür auf, aber für ein paar anregende Hinweise bin ich sehr dankbar.
>>So, das wären erstmal die Fragen, die uns am meisten beschäftigen. Für jede Antwort bin ich Euch sehr dankbar und verbleibe mit meiner allergrößten Hochachtung und in Liebe Walter
Lieber Parivadi das,
ich danke Dir sehr für Deine ausführliche Antwort. Gerade am Beginn meines Weges ist es für mich sehr hilfreich ein paar gute "Hinweisschilder" zu sehen, die mir die Richtung angeben und oft sind es die ganz alltäglichen Erfahrungen, die Du bereits gesammelt hast, die ein klareres Bild ergeben. Ein schöner Gedanke ist das Zusammentreffen mit anderen Menschen, die dem Krishna-Bewustsein sehr zugetan und im besten Fall bereits einen guten Teil Weges gegangen sind. Wir wohnen zwar weiter vom nächsten Tempel entfernt, haben uns aber bereits innerhalb unserer Familie vorgenommen das Hamburger Krishnazentrum noch in diesem Jahr zu besuchen. Wenn es mir am Anfang eine Freude war die Schriften allein und in unserer Familie zu lesen, so muß ich gestehen, erwacht nach und nach auch das Bedürfnis Kontakte darüber hinaus zu knüpfen. Sicherlich ist das ein ganz normaler Entwicklungsprozess, der zwar anfänglich oft mit ein wenig Scheu verbunden ist, aber sich mehr und mehr in ein wahres Bedürfnis wandelt.
In diesem Sinne nochmals meinen Dank an Dich
in Liebe Walter



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