Re: Der Papst stirbt

Krishna-Bewusstsein

Geschrieben von alex am 18. April 2005 02:15:

Als Antwort auf: Re: Der Papst stirbt geschrieben von Parivadi das am 16. April 2005 02:22:13:

Lieber Parivadi Das,
zunächst möchte ich Dir meine Hochachtung aussprechen, für die Mühe und die Geduld, die Du aufbringst, hier auf die Diskussionsbeiträge zu antworten, so z.B. auch in der sehr interessanten Diskussion mit Deffault, dessen Beiträge teilweise meine Ansichten widerspiegen.
Er hat einen wichtigen Aspekt eingebracht: das Problem des (Ver-)Urteilens von sich selbst und anderen.
Ich habe in und im Umfeld der ISKCON viele Menschen getroffen, die sehr mit sich am Hadern waren, über die eigene Unfähigkeit, strikt nach den regulierenden Prinzipien zu leben. Ein junger Mann aus meinem Bekanntenkreis hat sich deswegen (so schrieb er in seinem Abschiedsbrief) sogar das Leben genommen.
Auch ich habe es noch nie geschafft, länger als ein paar Monate diese Prinzipien einzuhalten. Das Bedürfnis nach körperlicher Nähe einschließlich Sex, nach gelegentlichem Alkoholkonsum und manchmal eben auch die Lust auf Fleisch, haben mich immer wieder eingeholt. Ich habe für mich persönlich daraus die Konsequenz gezogen, meine eigene Unzulänglichkeit zu akzeptieren, und nicht ständig mit mir selbst zu hadern. Trotzdem behalte ich das Ziel vor Augen und gebe mein bestes, einen liebevollen Umgang mit mir selbst und meinen Mitmenschen zu pflegen und zu dienen, wo ich gebraucht werde.
Ich plädiere daher für mehr Toleranz mit sich und anderen, ohne dabei zu relativieren. Was Sünde (im Sinne von Trennung von Gott) ist, muss auch Sünde genannt werden. Aber das Streben nach völligem Freisein von Sünde, nach Perfektion, kann unmenschlich werden. Oft bleibt einem nichts anderes übrig, als seine Sündhaftigkeit zu akzeptieren und um Vergebung zu bitten.

Ich stimme mit Dir überein, dass Fleischkonsum (zumindest in unseren Breiten) unnötig ist und Tiertransporte und Versuch an Tieren grausam sind.
Liebe grüße,
alex


>Lieber Alex,
>jetzt pflückst Du vieles auseinander. Das ist modern und die Menschheit versinkt aus gerade diesem Grund im Chaos. Besser wäre es, wenn wir uns an die Richtlinien halten, die uns Gottgesandte an die Hand geben, glaube mir. Wenn jeder an jedem Detail Zweifel hegt, verlieren wir uns in Diskussionen über diese Details und alles wird zuletzt fade. Bleiben wir einfach dabei:
>Tier- oder Menschenleichen zu essen ist einfach grässlich! Warum sollen wir da so viel rumdiskutieren? Es geht doch gar nicht darum, dass man sich als etwas besonderes vorkommt. Srila Prabhupada hat immer bemerkt "Auch Tauben sind Vegetarier", wenn jemand den Vegetarismus so in den Mittelpunkt gestellt hat. Jedoch bleibt es einfach wahr, dass geweihte vegetarische Opferspeisen ein wichtiger Faktor des Bhakti-Yoga-Pfades sind. Shri Chaitanya Mahaprabhu, der Initiator der Hare-Krishna-Bewegung hat neben dem Chanten des Hare-Krishna-Mantras Prasadam (vegetarische Opfersspeisen) in großem Masse nicht nur propagiert sondern auch zu sich genommen und verteilt. Er hat niemals nicht vegetarische Speisen zu sich genommen oder verteilt. Wir sollten diesen Vorbildern folgen und nicht immer unsere eigene Philosophie zurecht zimmern.
>Hinzu kommt, dass es einfach eine Tatsache ist, dass das Vieh in den Schlachthöfen und anderen Folterkammern, bei Tiertransporten durch die ganze Welt und bei Tierexperimenten leidet. Das sind oft hohe Säugetiere. Wer hier locker bleibt, der macht sich mitschuldig. Gerade führende Mitglieder von Religionsgemeinschaften haben die Pflicht, hier äußerst genau darauf zu achten, dass sie die richtigen Signale geben. Das haben die großen Kirchen bisher versäumt und daher sind sie zu einem großen Maß verantwortlich; viel verantwortlicher als die Schafe, die diesen von den Oberhäuptern abgesegneten Standards folgen.
>Man kann es also drehen und wenden wie man will:
>Ein vernunftbegabtes Wesen wird auch bei der Nahrungsaufnahme darauf achten, dass nicht der Gewaltkreislauf angekurbelt wird. Ein Hare-Krishna-Anhänger hat natürlich noch andere Gründe, warum er sich mittels vegetarischer Opferspeisen ernährt, aber es gibt wirlich keinen Grund, hier haarspalterisch alles zu zerpflücken, was seit eh und je Gültigkeit hat.
>Euer Diener
>Parivadi das
>>An alle, die sich jetzt in die Diskussion um den Tod des Papstes zu Wort gemeldet haben:
>>Zusammengefasst geht es ja hauptsächlich um die Kritik an der Tatsache, dass die katholische Kirche das Schlachten von Tieren, Fleischgenuss und Tiere zu Forschungszwecken im Dienste der Menschheit gestattet und darüberhinaus Gentechnik rechtfertigt.
>>Hierzu möchte ich anmerken und fragen:
>>1.Wenn Vegetarismus dazu führt, sich moralisch überlegen zu fühlen, schadet er dann, weil so das Ego noch fetter und selbstgefälliger wird?
>>2.Es gibt Regionen in dieser Welt, dort sind die Menschen auf den Verzehr von Tieren angewiesen um zu überleben. Wir in unserer Wohlstandsgesellschaft könnten leicht auf Fleisch verzichten, warum hat nichtjeder Mensch auf dieser Erde dieses Privileg?
>>3.Wer konventionell Milchprodukte konsumiert, fördert damit ebenso Massentierhaltung und selbst wer völlig vegan lebt, kann nicht verhindern, dass auch beim Ackerbau Lebewesen getötet werden. Ist man als Vegetarier wirklich ein besserer Mensch?
>>4.Buddhistische Bettelmönchen wird einerseits gewaltfreie, vegetarische Ernährung abverlangt, andererseits sollen Sie Spenden nicht zurückweisen. Wenn ein solcher Mönch nun Fleisch geschenkt bekommt, wird er es essen, und nicht wegwerfen. Wenn ich zum Essen eingeladen werde, darf ich auch Fleisch annehmen, oder soll ich nur die Beilagen essen?
>>5.Wenn durch medizinische Forschung an Tieren tatsächlich Menschen geholfen werden kann, haben diese Tiere dann nicht einen guten Dienst geleistet?
>>Ist es vielleicht sogar ehrenhaft, wenn Forscher mit Tierversuchen schlechtes Karma auf sich laden um leidenden Menschen durch ihre Forschung zu helfen?
>>6.Im Mittelalter galt es als Teufelswerk, wenn Leichen obduziert wurden.
>>Haben wir heute wirklich genug Informationen um pauschal zu behaupten, Gentechnik ist generell abzulehen? Vielleicht ist es ein Teil des Schöpfungsplans, dass der Mensch irgendwann so weit kommt, seine defekten Gene selbst zu reparieren?
>>7.Kann man andere Glaubensgemeinschaften wirklich als "Gegner" bezeichnen?
>>Sind denn nicht alle, die nach Wahrheit suchen, auf dem Weg nach Hause?
>>"Das bedenklichste in unserer bedenklichen Zeit ist, daß wir noch nicht denken." (Martin Heidegger in "Was heißt Denken?")
>>Also denkt doch mal nach und teilt eure Gedanken, denn auf diese Fragen weiß ich keine eindeutige Antwort.
>>alex
>>



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