Bhagavad-Gita, Kapitel 1, Vers 1 - Der Geweihte
Geschrieben von kohle am 01. Februar 2006 17:03:
Bhagavad-Gita mit Erläuterungen von Swami Prabhupada
Ich möchte in diesem Forum die Gelegenheit nutzen, meine Gedanken zur Bhagavad-Gita (B-G) wiederzugehen. Mal sehen wie weit ich komme. Einmal habe ich die B-G bereits für mich durchgearbeitet. Das Lesen dieser heiligen Schrift ist für mich manchmal wie das Ein- und Ausatmen einer riesigen und gleichzeitig sehr zarten Freude. Diese Freude ist mir hier einfacher zugänglicher als beim Lesen der verschlüsselten Texte des NT:.
Gedanken zu den Erläuterungen im
1. Kapitel
Vers 1:
Es wird hier gesagt, man solle die B-G mit Hilfe eines Geweihten prüfend lesen und frei von subjektiv motivierten Interpretationen verstehen.
Unter subjektiv motivierten Interpretationen verstehe ich die Produktpalette eigener (also subjektiver) Gedanken, deren Gebilde mich aus meiner Veranlagung, meinem inneren Erbe, Umfeld, Erinnerungen und Sinnenswahrnehmungen heraus umwölken. Wer bin ich eigentlich? Wer ist es, der interpretiert, umwölkt ist, agiert und dies alles gleichzeitig beobachtet? Wichtig ist mir dabei der beobachtende Aspekt. Denn er alleine kann zwischen den Bewegungs-, Denk- und Gefühlswiederholungen einerseits und der ununterbrochenen Sehnsucht in mir andererseits unterscheiden. Diese Sehnsucht leuchtet u.a. in mir, wenn sie vom Licht einer Schrift wie die B-G berührt wird.
Das Gelesene nehmen zunächst meine Sinne (Augen) auf. In der Gedankenwelt werden die Worte zu Fabelwesen verzaubert. Und hier setzt die Mahnung an, die B-G frei von subjektiven Projektionen zu empfangen. D.h., aufmerksam und bewusst lesen, um dabei in Kontakt mit der innersten Sehnsucht zu bleiben. Das ist keine meditative Haltung sondern Hinwendung an die innerste Sehnsucht. Aufmerksamkeit und Bewusstheit sind dabei erforderlich, um nicht in die verfestigten Gedanken und Träume meiner unbewussten Kreisläufe abzudriften. So kann das von hoher Wahrheit durchdrungene Wort der B-G ziemlich unverfälscht durch blockierende Gedanken und Gefühle hindurch zur innersten Sehnsucht vordringen. Die Berührung mit der innersten Sehnsucht findet im Herzen statt. Ein dabei anwesender Geweihter glättet der Botschaft den Weg durch die inneren Widerstände zum Herzen. Denn seine Gedanken, Gefühle, seine Sehnsucht und das Ur-Leuchten allen Lebens sind untrennbar durch einen Silberfaden verbunden. Diesen Silberfaden zog sich einst in seinem Gottfindungs-Prozess vom Herzen zu Verstand, Wille und Tat. Es ist eine leuchtende Schnur durch den Dschungel von Karma, Erbe und Erinnerung. Allein die stille Anwesenheit eines Geweihten genügt, um auch in uns die Schneise zu innerer Einsicht freizulegen.
Das ist auch der geistige Sinn von Glaubensgemeinschaften, die durch spirituelle Führer zu Seelengemeinschaften wachsen können.
Meint kohlchen