Re: essen und arbeiten
Geschrieben von Parivadi das am 23. März 2006 01:08:09:
Als Antwort auf: Re: essen und arbeiten geschrieben von daniel am 22. März 2006 10:05:
Lieber Daniel!
Du schriebst:
>Ansonsten aber muß ich Dir widersprechen und im Grunde vorwerfen, jenes überhebliche und abwertende Predigen in der ISKCON schön zu reden, denn es passiert nicht nur mangels Reife hin und wieder mal hier und mal da! Vielmehr scheint es mir länger schon als zwanzig Jahre so zu sein, dass die Abwertung der "Materialisten" geradezu zur Konstitution des Identätsgefühls eines Devotees gehört (bitte verzeihe die Überspitzung).<
Ja, wer sich auf den Weg macht, zurück zu Gott zu gehen, der hat Angst, in den Materialismus zurück zu fallen. Und das ist gut so. Shrila Prabhupada sagte einmal zu seinen Schülern, dass es ihr Fehler sei, dass sie zuwenig Angst vor maya hätten. Daher ist es natürlich, dass sich Ordensmitglieder vom normalen materialistischen Einheitsbrei distanzieren. Es ist zwingend notwendig. Sie können nicht bei jeder Fete mitfeiern und überall Ausnahmen machen. Sie unterscheiden zwischen dem Ordensleben und dem animalistischen gesellschaftlichen Zirkus, den wir heutzutage im allgemeinen erleben. Sie hassen die Sünde, aber nicht den Sünder! Viele dieser Ordensmitglieder geben ihr Leben für den Dienst an diesen Sündern, um diesen zu helfen! Wie kannst Du hier nur manche Flecken auf dem Mond so hervorheben? Shrila Prabhupada bat einmal in einem Brief einen Kritiker, diese sog. Fehler an seinen Anhängern zu übersehen! Shrila Bhaktivinoda Thakur warnt: Wir können keinen Fortschritt im Leben machen, wenn wir kanistha-adhikaris (Anfänger-Gottgeweihte mit Unzulänglichkeiten) nicht wertschätzen. Sie geben ihr Leben, und wir trampeln auf ihnen rum, oh je!
>Du fragst mich, was ich denn unter einem Nicht-Devotee verstehe? Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich richtig ausgedrückt habe. Es ist ja gerade die manchmal strikte Unterscheidung zwischen Devotees und Nicht-Devotees, die ich anprangern will. Ich finde es schon anmaßend, sich darüber überhaupt ein Urteil zu erlauben!!!!!<
Shri Krishna Selbst unterscheidet in der zentralen Schrift, der Bhagavad-gita, zwischen Dämonen und Gottgeweihten (s. 16. Kapitel). Natürlich wissen wir, dass auch die Dämonen ursprünglich Gottgeweihte im Zustand des Vergessens sind. Sie können gerettet werden. Im übrigen urteilen wir nicht, denn wer richtet, wird selbst gerichtet, jedoch hassen wir die Sünde, nicht den Sünder!
>Anders gesagt: Ich bin fast fanatischer Vegetarier und wäre lange Zeit bereit gewesen, für den Schutz der Tiere auch zum Terroristen zu werden. Dennoch essen jene Menschen, die mich spirituell am meisten inspiriert und mir geholfen haben, fast alle Fleisch.<
Hieraus mag noch jemand schlau werden? Auch ich habe Hilfe von Menschen erfahren, die Fleisch essen. Ich selbst habe früher auch Fleisch gegessen. Dennoch rate ich all diesen Menschen dringend, mit dem Fleisch essen aufzuhören! Warum ist das so kompliziert zu verstehen? Nur weil etwas mal so und so war, muss es nicht so bleiben! Wir können doch was dazulernen. Warum immer in der Vergangenheit rumbohren: Aber wir haben doch schon immer Fleisch gegessen, und wir sind so gute Menschen. Nein! Wir sollten kein Fleisch essen, besonders nicht, wenn wir die Stellung von geistigen Lehrern einnehmen wollen.
Dein Diener
Parivadi das
>Viele Grüße - Daniel
>
>>Lieber Daniel,
>>Deine Zeilen halte ich für sehr abstrakt. Du mahnst mehr Demut an. Das ist zweifellos ein edles Anliegen, ist doch Demut die wichtigste Eigenschaft für den Fortschritt im spirituellen Leben. Dennoch scheinst Du mir sehr ungeduldig mit anderen zu sein. Du hast etwas gehört; jemand hat Dir zu überheblich gepredigt. Ja, das kommt ständig vor, denn es gibt immer Neulinge, die auch predigen. Wenn Du also in einer spirituellen Organisation bist, wirst Du immer dieses Phänomen vorfinden. Shrila Prabhupada verglich die ISKCON einmal mit einem Krankenhaus. Im Krankenhaus sind die meisten krank, viele befinden sich auf dem Weg der Genesung und nur wenige sind gesund. Soll man nun verzweifeln über das Krankenhaus? Nein, man sollte sich freuen, dass es das Krankenhaus überhaupt gibt und dass sich Personen dazu entschließen, einen Weg zur Genesung zu gehen.
>>Du schriebst auch:
>>>Ja, ich habe das geschrieben, um ein wenig zu provozieren. Ich hatte das bei einer Lecture so gehört. Dieses Predigen - wir haben den Durchblick und die anderen leben wie Hunde und Katzen - ich bin es einfach satt. Ich kenne einfach zu viele Nicht-Devotees, zu viele Fleischesser, die ein gutes Herz haben, die<
>>Was ist denn ein Nicht-Devotee? Könntest Du das mal definieren? Jemand, der sich gegen Gott stellt, kann kein guter Mensch sein. Das solltest Du als Bhakti-Yogi eigentlich wissen.
>>Weiter schreibst Du:
>>>sich wirklich Mühe geben, ein gutes Leben zu leben, für sich und andere, und auch zu viele, die so sehr mit der Existenz zu kämpfen haben, dass es noch keinen "Platz" für spirituelle Fragen gibt. Ich finde, Religiosität sollte sich durch Mitgefühl auszeichnen, nicht durch Überheblichkeit. Gott in den Menschen sehen (ohne ein unkritisch er Mensch zu werden) - das ist die eigentliche Herausforderung. Meine Meinung! Hare Krishna.<
>>Klar! Wir bemühen uns weiterhin. Bitte habe Geduld!
>>Dein Diener
>>Parivadi das
>>>>... und die größten Materialisten lassen andere für sich arbeiten, oder wie darf man Deinen Beitrag verstehen?
>>>>Auch wenn man einen spirituellen Weg geht, so ist man doch, auch finanziell, für sich selbst verantwortlich, und dazu muss man eben arbeiten.
>>>>Alex
>>>>>Die Materialisten essen, um zu arbeiten und arbeiten, um zu essen. Das wars. Liest man das Chaitanya Caritamrita, ist nie davon die Rede, dass jemand arbeitet. Krischna steht im Mittelpunkt.