Re: Attentat auf Manipur
Geschrieben von Berghof am 29. August 2006 14:17:
Als Antwort auf: Re: Attentat auf Manipur geschrieben von Brownsugar am 28. August 2006 09:39:
Das Ereignis hat nicht einen einzigen der Devotess unberührt gelassen, sie alle weltweit sind schockiert und trauern. Es hat aber jeder eine andere Art mit seiner persönlichen Trauer umzugehen - manche trauern durch Reden, manche durch Schweigen, manche durch Beten, manche durch Nachdenken, manche durch Trösten, manche durch Helfen und Handeln. Man sollte die Art eines Jeden respektieren, mit seiner ihm eigenen Form der Trauer und Verarbeitung umzugehen
und Rücksichtnahme üben.
Man sollte auch bedenken, dass die meiste Kommunikation über dieses Ereignis in persönlichen Gesprächen stattfindet. Nur wenige halten es für angemessen, sich über sehr persönliche Emotionen im Internet auszutauschen. Das Internet ist nach vielfältigen Erfahrungen, die wir über die Jahre gemacht haben, für die meisten eher ein geeignetes Medium zum Austausch von Informationen. Emotionale Bedürfnisse sind sehr wesentlich udn wichtig, aber das Interenet weckt hier oft falsche erwartungen, die in den wenigsten Fällen erfüllt wedren können. Es entstehen auf dem Bildschirm oft die unnötigsten Missverständnisse oder auch manchmal eine Art Banalität, die der Tiefe dieses Vorfalls nicht angemessen wäre.
Gerade in den letzten Wochen und auch am betreffenden Tag Janmashtami und dem nächsten Tag Vyasa puja gab es mehrere große Festivals und Zusammenkünfte von Devotees in Deutschland, so dass natürlich die meisten bereits ausgiebig Gelegenheit hatten, über all das zu sprechen und dies auch nutzten. Normalerweise unterhalten sie sich hauptsächlich mit ihren engsten Freunden darüber.
Auf der anderen Seite ist es aber natürlich so, dass Devotees aufgrund ihrer spirituellen Sichtweise und positiven Lebenseinstellung es nicht zulassen , dass diese Art Nachrichten Panik oder abgrundtiefe Bestürzung erzeugen. Immerhin haben wir auch eine bedeutende Mission der Liebe, und wir wollen nicht, dass die negativen Elemente unser Leben, unser Denken und unser Handeln bestimmen. Es wäre ein Kapitulieren vor den negativen Elementen und den Vetretern des Terror-Wahns, wenn wir ihnen erlauben würden, unser Leben und unser Handeln zu unverhältnismäßg zu dominieren. Aber was soll man über Dinge sagen, die sich nicht mehr ändern lassen ?
- Gott gebe uns die Kraft, das zu akzeptieren , was sich nicht mehr ändern lässt und die Geistesgegenwart, uns auf das zu Konzentrieren, was wir ändern und verbessern können. Und die Einsicht, eines vom anderen zu unterscheiden. Es wäre ein verlust, wenn wir unsere Mission der Liebe vernachlässigen um uns auf die Ebene des Zorns und der Konfusion zu begeben und die Zeit mit endlosem Wehklagen verbringen. Dann hätten sie ja ihr Ziel erreicht. Die einzige Lösung kann nur eine spirituelle sein, nämlich die Kraft der Liebe zu Gott und allen Lebewesen noch entschlossener und ohne Angst und Verwirrung weiter zu verbreiten und bei Gott und dem ewigen Leben Zuflucht zu suchen. All diese Dinge werden leicht verständlich, wenn Du die ersten Kapitel der Bhagavad-gita aufmerksam studierst. Es kommt für jeden die Stunde, in der gehen muss, niemand weiß, wann und wo. Es gehört große Kraft dazu, all das zu ertragen. Mögest Du die Kraft dazu haben ! Und mögest Du vorbereitet sein zu jener Stunde, an der uns der Herr zu Sich ruft. Denn wir sterben, um ewiges Leben zu erlangen, und wir leben, um möglichst lange und möglichst viel Gutes zu tun und anderen die liebe zum Herrn, My sweet Lord Sri Krishna zu vermitteln. was immer die Hasserfüllten tun, kann die Gottliebenden nicht beeinträchtigen sondern nur ihr Mitleid erregen. Die Hunde bellen oder beissen, aber die Karawane des Herrn zieht weiter.
Lies bitte die ersten Beiträge in diesem Forum sorgfältig, da wirst Du keine Kälte oder fehlende Anteilnahme entdecken, insbesondere den Brief von HH Bhaktisvarup Damodar Goswami an alle Devotees, in dem er uns bittet, uns nicht dem Kummer auszuliefern sondern die Janmashtami-Festlichkeiten fortzuführen. Obwohl er direkt betroffen ist, bittet er uns vor allem darum, dass wir uns nicht entmutigen lassen sondern weiter entschlossen unsere Pflicht tun und er überlegt nur, wie er anderen helfen kann. Das ist wahrscheinlich die beste Art, mit dem Problem umzugehen.
Ich möchte dennoch auf Dein persönliches Bedürfnis eingehen, lieber B., Dich mehr mit anderen über Deine Gefühle zu diesem realen und schrecklichen Drama auszutauschen. Dieses Bedürfnis ist wichtig und nachvollziehbar. Du erwähnst auch, das Du relativ isoliert lebst. Ich kann Dir nicht allzuviel dazu sagen, doch möchte ich Dir nahelegen: Suche mehr die Gemeinschaft mit anderen Devotees im wirklichen Leben und das persönliche Gespräch. Das Internet ist nur in den wenigsten Fällen ein angemessener Ersatz für persönliche Beziehungen.
Ich weiss nicht, ob es hilft, aber es gibt ein weiteres Phänomen, dass ich über die Jahre unabhängig von diesem Ereignis beobachtet habe:
Oft bestürzen uns tragische Ereignisse aus aller Welt gerade dann ungewöhnlich stark, wenn wir selbst gerade in einer emotionalen Tiefphase befinden oder eine Krise durchmachen. Die Nachricht von einer Katastrophe in einem anderen Teil der Welt kann dann oft ein letzter Auslöser sein, noch tiefer in Traurigkeit zu verfallen oder uns noch einsamer zu fühlen. Oft drehen sich dann die Gedanken nur um diese schreckliche Ereignis und die abgrundtiefe Ohmacht, die wir spüren.
Hier hilft es eventuell ein wenig, wenn wir uns bewusst machen, das es nicht nur die traurige Nachricht ist, die uns bestürzt, sondern eben teilweise auch unsere ohnehin schon traurige Grundstimmung oder eigene Situation, die wir dann manchmal auf die ganze Weltlage übertragen, statt hier die Wurzel zu sehen für unser gefühl der Ohmacht. Wir müssten uns also eigentlich unserer eigenen Situation widmen und direkt um eine Lösung für unsere persönlichen probleme bemühen. Die Beschäftigung mit dem Internet oder der dramatsichen weltlage ist da oft mehr eine Ablenkung von uns selbst, die aber zu noch größerer Ohnmacht führen kann. Die Lösung dafür findet man nicht im Internet oder in den Mediennachrichten, ganz im Gegenteil, dadurch vertieft man sich oft noch mehr in eine depressive Grundstimmung.
Die Lösung ist wahrscheinlich eher darin zu suchen, 1. mal eine Zeit lang auf die immerwährend negativen Nachchrichten in dieser Welt und aufs Internet zu verzichten, 2. aktiv die Gesellschaft und das Gespräch mit devotees/ spirituell gereiften Freunden zu suchen udn Freundschaften zu kultivieren 3. sich nach einer Phase der Ruhe, des Gebets und der inneren Besinnung mit großer Dynamik an hilfreichen und segensreichen Aktivitäten zum Wohl andere Menschen zu beschäftigen. DAs relativiert viele der eigenen Probleme und tragischen Nachrichten.
Dann wird man im Sinne der Bhagavad-gita zuerst einen vernünftigen inneren Abstand zu dem unvermeidlichen Leid dieser Welt finden und als Nächtses vielleicht auch zu den unmittelbaren Herausforderungen des Lebens und dem Glück zurückfinden, das darin besteht, Gutes zu tun und solange noch Atem im Körper ist, anderen zu dienen und sie zu inspirieren und zu ermutigen, statt sich im Wehklagen treiben zu lassen.
"Das zweitweilige Erscheinen von Glück und Leid sind wie das Kommen und Gehen der von Sommer und Winter. Sie haben ihre Bedeutung durch unsere spezifische Sinneswahrnehmung. Man muss lernen, sie zu erdulden, ohne sich verwirren zu lassen."
" Wer Gutes tut, mein Freund, wird niemals vom Bösen besiegt. Verkünde kühn, oh Arjuna, dass mein Geweihter niemals vergehen wird. "
"Nur der Körper des unzerstörbaren, unvergänglichen Lebewesens vergeht. Deshalb solltest Du bei der unvermeidlichen Erfüllung Deiner Pflicht nicht wehklagen."
(Die Höchste Persönlichkeit Gottes Sri Krishna in der Bhagavad-gita)
Lasst uns also daran denken, dass die Zeit für einen jeden von uns Menschen bald abgelaufen sein wird. Keiner von uns wird für immer hier bleiben können. Also lasst uns jeden verbleibenden Tag nutzen, so viel Gutes wir nur irgend möglich zu tun und dem Herrn zu dienen.
In dem Sinne, eine nachdenklicher und trauernder aber doch zuversichtlicher
Dietmar Berghof