Was liegt an ?

Die Hare-Krishna-Bewegung breitete sich von 1965 bis 1977 durch die Aktivitäten von His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada binnen 12 Jahren über die gesamte Welt aus. Sie wurde von meist jungen Nachfolgern weitergeführt. Die Bewegung ging durch viele Phasen, so wie ein Kind beim Aufwachsen verschiedene Erfahrungen machen muss. Gerade Perfektionisten haben mit so etwas ihre Schwierigkeiten. Sie bringen oft zu wenig Geduld auf und kapseln sich ab. In einzelnen Lebenssituationen kann man es jedoch Mitgliedern einer Organisation nicht verdenken, wenn sie ihr eigenes Unternehmen beginnen. Daher respektieren wir die Autoritäten und Anhänger von Hare-Krishna-Gruppen, die sich aus der ISKCON-Organisation herausgelöst haben und wünschen auch ihnen viel Freude und Glück auf dem Weg nach Hause zu Krishna. Dieser Respekt und die guten Wünsche gelten natürlich auch bezüglich der Hare-Krishna-Seitenlinien, die von anderen Schülern des spirituellen Meisters von Shrila Prabhupada geleitet werden, zu nennen sind z. B. die Aktivitäten von Shrila Bhakti Promode Puri Maharaja oder auch die Anhänger von Shri Shrimad Bhakti Raksaka Shridhara Deva Gosvami Maharaja, in Deutschland besonders bekannt His Holiness Paramadvaiti Swami, der sich immer ausgesprochen fair im spirituellen Wettstreit verhält.

Zuletzt möchten wir unsere Wertschätzung ausdrücklich auch His Holiness Narayana Maharaja darbringen, der ein spiritueller Neffe von Shrila Prabhupada ist und nach eigenen Angaben von Shrila Prabhupada gebeten worden ist, dessen Schülern und Anhängern zu helfen. Es ist klar, dass Hilfsangebote nicht immer auf offene Ohren stoßen und es auch zu unterschiedlichen Auffassungen kommen kann, wer denn nun der geeignete Helfer zur richtigen Stunde ist. Daher bitten wir die Anhänger von Narayana Maharaja um Verständnis, wenn wir bei allzu aufdringlichen Hilfsaktionen unser eigenes Verständnis von Hilfe entgegensetzen.

Shrila Prabhupada hat ausdrücklich keinen einzelnen Nachfolger benannt, der die Hare-Krishna-Bewegung nach seinem Verscheiden anleiten soll. Vielmehr setzte er hierfür die Governing Body Commission (GBC) ein. Obwohl diese Kommission bestimmt nicht immer zur Zufriedenheit aller gearbeitet hat, finden wir in diesen Reihen ausgesprochen fortgeschrittene Nachfolger Shrila Prabhupadas, die selbstverständlich besonders berufen sind, den Devotees zu helfen, weil sie sich innerhalb der ISKCON kooperativ bemühen, dem Wunsch des Gründer-Acaryas nachzukommen, die Organisation harmonisch weiter zu führen. Auch arbeiten viele weitere fortgeschrittene spirituelle Persönlichkeiten im Einklang mit der ISKCON-Leitung, was ein hohes Maß an Demut erfordert, gerade wenn man hoch qualifiziert ist.

Wenn verschiedene berufene Ärzte auf Patienten stoßen, dann kann dies nur gut gehen, solange die seit Jahrtausenden erprobten Vaishnava-Gepflogenheiten eingehalten werden. Bei einem Buhlen um Patienten kann nichts Gutes herauskommen. Es gibt ungeheuer viele bedingte Lebewesen, denen wir das Krishna-Bewusstsein näher bringen sollten. Es ist nicht nötig, Patienten, die Vertrauen in einen autorisierten Vorgang gefasst haben, wieder zu verunsichern, da es für jeden fortgeschrittenen Vaishnava genug zu tun gibt. Natürlich ist es das Recht eines jeden, auf (vermeintliche) Behandlungsfehler hinzuweisen. Allerdings kann auch dies nur im Rahmen der Vaishnava-Etiquette gut gehen, da ja mit verschiedenen Ansichten im Bereich der ärztlichen Kunst gerechnet werden muss.

Wenn es nun aber eben doch zu Auseinandersetzungen kommt, die sicher im Einzelfall berechtigt sind, dann sollten die Vaishnavas dennoch cool bleiben und sich nicht übermäßig erhitzen, besonders wenn sie in ihrem spirituellen Leben gut situiert sind und damit eine wirkliche Gefahr gar nicht gegeben ist. Wir sollten der Gesellschaft also ein gutes Beispiel geben und Meinungsverschiedenheiten in einer angemessenen Form austragen. Vaishnavas debattieren untereinander im Rahmen der Vaishnava-Etiquette gerne, wenn es darauf ankommt. Dies stärkt die Intelligenz und damit die spirituelle Stärke auf dem Weg nach Hause zu Krishna. Dennoch sollte die Austragung dieser Meinungsverschiedenheiten im richtigen Rahmen erfolgen, beispielsweise nicht während öffentlicher Predigerprogramme, beim Harinama oder Sankirtana oder bei Festivals oder Tempelzeremonien. Besser ist es, wenn sich erfahrene Vertreter ihrer jeweiligen Standpunkte persönlich austauschen oder in einem eigens dazu einberufenen Gremium oder Forum. Das kann öffentlich oder auch im geschlossenen Rahmen stattfinden. Besonders störend und geschacklos ist es, wenn man in der Verehrungsstätte einer bestimmten Richtung sein Gastrecht missbraucht und anderen Besuchern zu verstehen geben möchte, sie seien eigentlich am falschen Platz, da der richtige Guru wo anders predige. Wer dies tut, fährt ein hohes Risiko, von seinem hohen Ross bald herunter zu fallen. Es ist kein Geheimnis, dass der Verlockung des Stolzes auch eine Reihe von mehr oder weniger erfahrenen ISKCON-Mitgliedern erlegen sind. Jeder möge also vor seiner Türe kehren. Es gibt ja immer genug Gelegenheiten, sich zu läutern. Die Vaishnavas glauben - im Gegensatz zu einigen dogmatisch religiösen Institutionen - NICHT an eine ewige Verdammnis. Daher haben wir allen Grund zur Hoffnung, dass wir in gegenseitigem Respekt auf dem Weg nach Hause zu Gott beträchtliche Fortschritte machen können, auch wenn wir Rückschläge zu beklagen haben.

sri-bhagavan uvaca
asamsayam maha-baho / mano durnigraham calam
abhyasena tu kaunteya / vairagyena ca grihyate

Der Höchste Herr, Shri Krishna, sprach: O starkarmiger Sohn Kuntis, es ist zweifellos sehr schwierig, den ruhelosen Geist zu zügeln, aber durch geeignete Übung und durch Loslösung ist es möglich.

(Bhagavad-gita 6.35)


ÜBUNG MACHT DEN MEISTER

Euer Diener

Parivadi das