DAS ALL UND MEHR

Thema 3/2016

Gott ist alles, aber nicht alles ist Gott! Diese Aussage ist eine wesentliche Grundlage der Vaishnava-Theologie.

Das Wort All ist wieder ein besonders schönes Wort der deutschen Sprache, einfach darum, weil es die Bedeutung hat, die es direkt ausdrückt.

Das All ist alles, also alles, was es gibt, die Sterne, der Mond, der ganze Raum, in dem die Himmelskörper sich bewegen.

Das Vaishnavatum erweitert unser Verständnis des Alls dahin gehend, dass der Kosmos, den wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, noch nicht alles ist. Die Veden informieren uns darüber, dass es neben unserem Kosmos weitere unzählige Universen gibt, die alle auf dem Meer der Ursachen schwimmen, so wie Froschlaich. Und jenseits des Meeres der Ursachen kommt die Sphäre der Unendlichkeit (das Brahman). In dieser unbegrenzten Sphäre schweben unzählige spirituelle Planeten, die Vaikuntha-Planeten, die allesamt Welten ohne Angst sind, so die wörtlichen Übersetzung des Sanskrit-Wortes Vaikuntha. Die Vaikuntha-Planeten werden alle vom ursprünglichen Vaikuntha-Planeten Goloka erhalten und beleuchtet. Goloka, der Ort der Kühe, wo Shri Krishna mit Seinen Geweihten zuhause ist, ist der größte aller Vaikuntha-Planeten und für die Gaudiya-Vaishnavas der höchste Ort der Verehrung.

Nach dieser Kurzbeschreibung des Alls nun einige interessante Zusammenhänge, die mit unserer Umgebung zu tun haben, in der wir uns zur Zeit befinden. Wir nehmen so viele Dinge wahr: Pflanzen, Tiere, Menschen und sog. tote Dinge wie Autos, Flugzeuge, Computer etc. Außerdem erfahren wir jeden Tag rund um die Uhr die Vorgänge in unserem Körper, in dem wir zur Zeit wohnen; Herzschlag, Atmung, Augenzwinkern, Schlucken, Muskelzucken und vieles mehr. Unsere Umgebung beinhaltet also insbesondere unseren Körper und unser Denken, denn auch das Denken sind wir nicht selbst. Wir können es wahrnehmen, wenn wir Ruhe gefunden haben; z. B. beim Meditieren, Yoga etc. Dann stellen wir fest, dass auch die Gedanken plötzlich auftauchen und wieder verschwinden. Sie gehören auch zu unserer Umgebung.

Es steht also fest, dass wir zur Zeit in einem bestimmten Körper verankert sind. Dieser Körper kam auf äußerst mysteriöse Weise zustande: Ein Ei im Mutterleib wurde durch eine Spermie befruchtet und wuchs zu einem Körper heran, ganz von selbst? Und so ging es weiter und weiter. Dann setzten im Leib der Mutter Wehen ein, und das Baby wurde durch eine relativ kleine Öffnung gepresst, um dann erst einmal zu schreien, zur Freude der Eltern!

Wie kann so etwas funktionieren? Hat das Baby diese Vorgänge kontrolliert?

Worauf wir hier hinaus wollen ist folgendes:

Die Universen, die alle auf dem Meer der Ursachen dahin treiben, werden allesamt von SHRI VISHNU erhalten, der der allmächtige Gott ist. Er ist auch die Überseele in unseren Herzen, also ist Er allgegenwärtig. Die Universen incl. Inhalt bestehen aus Seiner Energie, die also weiblichen Charakter hat. Diese Energie ist sehr sehr mystisch und bringt also die Universen samt Inhalt hervor, also auch das Baby, welches ganz von selbst heran wächst und dann später abstirbt.

Man kann also sagen, dass es tatsächlich so ist, dass die Welt, in die wir irgendwie hinein geraten sind, zum ersten nicht von uns geschaffen worden ist und auch nicht durch uns bewegt wird. Alles was geschieht sind Wirkungen der materiellen Natur, s. Bhagavad-gita 3.27:

prakriteh kriyamanani
gunaih karmani sarvasah
ahankara-vimudhatma
karthaham iti manyate

Übersetzung:

"Die vom Einfluss des falschen Egos verwirrte spirituelle Seele hält sich selbst für den Ausführenden von Tätigkeiten, die in Wirklichkeit von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur ausgeführt werden."

Wir nehmen all (das All wieder) das wahr, sind jedoch weder diejenigen, die den Vorgang ausführen noch die Kontrollierenden.

Somit ist die Welt schon ohne uns vorhanden, wie eine große Maschinerie. Und es hat natürlich Gründe, warum wir gerade in dem spezifischen Körper verankert sind; ahankara, das falsche Ego ist der Anker. Interessant wieder die Ähnlichkeit des deutschen Wortes Anker mit der tatsächlichen Situation! Wir hängen in der materiellen Welt drin, die auch ohne uns laufen würde wie geschmiert. Die Wälder, die Meere, die Fische, die Vögel und auch die menschlichen Körper entstehen und vergehen ohne unser Zutun!!! Das ist der hoch interessante Punkt dieses Themas der Woche, welches wir hiermit abschließen!

Noch kurz eine Anmerkung zur Evolutionstheorie Darwins. Er hat tendenziell recht, wenn er sagt, dass die Arten entstehen. Natürlich, sie entstehen unter der Aufsicht und durch die Kraft Shri Vishnus und Seiner göttlichen Erweiterungen, wie Lord Brahma und Lord Shiva und derer besseren Hälften.

Die sog. Evolution ist somit ein göttlich gesteuerter Prozess, wie alles andere auch, was wir wahrnehmen.

Die Wahrnehmungen machen wir, die spirituellen Seelen, die in der jeweiligen Umgebung leben. Zum Beispiel sind manche Individualseelen in Steinen, Bäumen etc. gefangen. Das heißt aber nicht, dass in jedem Stein und jedem Baum, oder in jedem Atom eine Individualseele gefangen ist. Jedoch gibt es beseelte Steine, Bäume etc. Im übrigen ist ALLES von Shri Vishnu durchdrungen, so dass es in diesem Sinne KEINE TOTE MATERIE gibt. Alles lebt, auch der Boden, auf dem wir laufen!!! Darum erweisen spirituell gesinnte Tänzerinnen vor ihrem Auftritt ihre Ehrerbietungen der beseelten Mutter Erde, die uns das Tanzen hier erst ermöglicht. Wir gehen, tanzen und springen auf ihr.

Leider wird der Beitrag jetzt doch länger, weil wir gerade auf das Atom zu sprechen gekommen sind. Die Atome leben auch durch die Kraft Shri Vishnus, sonst würde nichts funktionieren!

Für Ihre Aufmerksamkeit dankt Ihnen

Ihr Diener

Parivadi das,

der auch diesen Beitrag nicht selbst geschrieben hat. Nach einem Schlaganfall, den Lähmungen, die sich dankenswerter Weise zum Großteil wieder verabschiedet haben, konnte ich sehen, dass ich nichts - aber auch gar nichts - tun kann. Plötzlich bewegen sich die Finger nicht mehr, auch wenn man sie stundenlang - natürlich voller Unbehagen - anstarrt und sich fragt, warum sie sich nicht mehr rühren! Ja, das geht nur, wenn Shri Vishnu es wieder laufen lässt, und wir können wieder flüssig die Computertastatur bewegen, hoffentlich nicht zum Schrecken der Leser!