LUST

Thema 08/2022

dhatyato visayan pumsah
sangas teshupajayate
sangat sanjayate
kamat krodho `bhijayate

"Beim Betrachten der Sinnesobjekte entwickelt der Mensch Anhaftung an sie; aus solcher Anhaftung entwickelt sich Lust, und aus Lust geht Zorn hervor." (Bhagavad-gita 2.62)

Wie im letzten Beitrag versprochen hier jetzt nähere Ausführungen zum Thema Lust:

Wenn wir in religiösem Kontext das Wort Lust vernehmen sind wir nicht selten geneigt zu denken, es werde jetzt bestimmt zu einer unangemessenen Moralpredigt kommen, und desweiteren kommen einem die jetzt immer mehr zum Vorschein kommenden unzähligen sexuellen Verfehlungen der sog. Priester in den Geist: "Und so einer will mir hier was von Moral erzählen?" - so denkt man allgemein heutzutage zurecht meist!

Darum vorab: Der Begriff Lust wird im allgemeinen falsch verstanden, weil man (sie) nicht von der Wurzel her analysiert, was es damit auf sich hat. Hier jetzt ein Versuch auf der Grundlage von Shri Krishnas Bhagavad-gita (Bitte studieren Sie insbesondere das dritte Kapitel in diesem Zusammenhang):

Die Erscheinungsweise der Leidenschaft

Der Schlüssel zum Verstehen des Wesens der Lust liegt im Verständnis der Leidenschaft, die uns allesamt zum Handeln antreibt:

na hi kaschit kshanam api
jatu tishthaty akarma-krit
karyate hy avasah karma
sarvah prakriti-jair gunaih

"Jeder ist gezwungen, hilflos nach den Drängen zu handeln, die von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur hervorgerufen werden; deshalb kann niemand auch nur für einen Augenblick aufhören, etwas zu tun." (Bhagavad-gita 3.5)

Mit den Worten des Verfassers dieses Beitrages:

Unser Leben wird von Lebenslust angetrieben. Zugegebenermaßen ist jedoch die Sexualanziehung die stärkste Ausprägung des Lustprinzips. Darum spielt der besonders vorsichtige Umgang mit sexueller Lust für Spiritualisten so eine große Rolle.

Grundsätzlich spricht man in spirituellen Kreisen von Lust, wenn es um die Befriedigung der fünf Sinne, des Magens, der Genitalien, des Sprechdrangs, des Geistes, der Intelligenz und des Egos geht:

1. Die Augen möchten sehen.

2. Die Ohren möchten was hören.

3. Die Zunge möchte schmecken.

4. Die Nase möchte riechen.

5. Die Haut möchte was spüren.

6. Der Mund möchte - zusammen mit der Zunge und den Stimmbändern - sprechen oder singen, je nach Lust und Laune.

7. Der Magen möchte was eingefüllt bekommen.

8. Die Genitalien möchten befriedigt werden.

9. Der Geist möchte unterhalten sein, insbesondere mittels abwechselnder Beschäftigung mit verschiedensten Themen.

10. Die Intelligenz möchte Wissen verstehen.

11. Das Ego strebt nach Anerkennung.

All das ist nichts anderes als die Funktionsweise unseres Fahrzeuges (unser materieller Körper), welches uns für unser Leben zur Verfügung gestellt worden ist. Es ist nur natürlich und in keinster Weise verwerflich, wenn wir unsere Lüste befriedigen möchten. Allerdings gibt es für Spiritualisten empfohlene Arten des Lebensstiles, damit sie effektiv auf dem Pfad der Selbst- und Gottesverwirklichung voran kommen. Und hier gilt nun, dass für den einen unschädlich ist, was für einen anderen schlecht ist. Beispiel:

Ein zölibatärer Schüler sollte möglichst vom anderen Geschlecht getrennt leben, um nicht unnötig in Versuchung zu kommen. Aber selbst dieses Prinzip hat sich in der dunkelsten Phase des kali-yuga ad absurdum geführt, weil es Pädophile wie Sand am mehr gibt und gerade männliche Streber ihre Freude beim selben Geschlecht suchen. In der Hare-Krishna-Bewegung raten wir daher allgemein dazu, in einer Familie pflichtbewusst zu leben. Das ist besser als in einem Männer- oder Frauenkloster Unzucht zu betreiben.

Mit diesem Beispiel sind wir gleich zur Sache gekommen, nämlich zur Bedeutung des Sexuallebens. Alle anderen Lebensbereiche sind hingegen vergleichsweise harmlos:

Wenn ich Lust verspüre, einen Waldspaziergang zu machen, so kann man dies doch nur begrüßen, oder?, obwohl es sich auch hier um Lust handelt, die Waldeslust sozusagen! Oder ich möchte ein Eis essen, eine eher harmlose Angelegenheit, obwohl die Alternativszene eine Sau nach der anderen durchs Dorf treibt:

Nein, doch wohl nicht Milchprodukte konsumieren, doch wohl nicht die Massentierhaltung unterstützen! Da vergeht einem der Apetit ganz von selbst. Auch der Apetit auf Fleisch vergeht schnell, wenn man sich mit den Schlächtereien befasst.

Alles in allem leben wir jetzt am Ende dieses dunklen Zykluses fast schon entsagter als durchschnittliche Mönche, weil einem schlichtweg die Lebenslust abhanden kommt, wenn man mit Masken durch die Supermärkte mit dem fast-food streift. Darum möchten wir Sie bitten, nicht zu verzweifeln, denn der Höchste sieht die Missstände, mit denen wir täglich konfrontiert sind. Wenn der nächste Zyklus anbricht, können Sie wieder loslegen, so wie es für Sie passt!

Zusammenfassend folgendes:

Es geht für uns alle darum, wie wir mit unserer Leidenschaft umgehen. Wir schließen heute, 21.02.2022, mit dem Vers aus der Bhagavad-gita zum Thema Leidenschaft:, die die Wurzel der materiellen Lebenslust ist:

shri-bhagavan uvacha
kama esha krodha esha
mahasano maha-papma
viddhy enam iha vairinim

"Die Höchste Persönlichkeit Gottes sprach: Es ist Lust allein, Arjuna, die aus der Berührung mit der materiellen Erscheinungsweise der Leidenschaft geboren wird und sich später in Zorn umwandelt. Sie ist der allesverschlingende, sündige Feind dieser Welt." (Bhagavad-gita 3.37)

Aus diesem Vers können wir das Faktum entnehmen, dass ungezügelte Lust gefährliche Folgen hat, z. B. Kriminalität bis hin zu menschenverachtenden Machenschaften, wie wir sie derzeit in der globalen Impf-Agenda sehen können. Wie wir mit der Lust so umgehen können, dass wir nach oben fliegen und nicht abstürzen erfahren Sie im nächsten Beitrag.

Ihr Diener

Parivadi dasa