LIEBE

Thema 09/2022

"Wenn ein Lebewesen mit der materiellen Schöpfung in Berührung kommt, wird seine ewige Liebe zu Krishna durch die Verbindung mit der Erscheinungsweise der Leidenschaft in Lust umgewandelt. Mit anderen Worten, die Empfindung der Liebe zu Gott wird in Lust umgewandelt, ebenso wie Milch in Berührung mit saurer Tamarinde zu Joghurt wird. ... 'Der Ursprung von allem ist das Höchste Brahman.' Folglich hat auch die Lust ihren Ursprung im Höchsten. Wenn deshalb die Lust in Liebe zum Höchsten, in Krishna-Bewusstsein, umgewandelt wird, das heißt, wenn man alle Wünsche auf Krishna richtet, können sowohl Lust als auch Zorn (geboren aus unbefriedigter Lust) spiritualisiert werden. ..." (Aus dem Kommentar zu Vers 3.37 der Bhagavad gita wie sie ist von HDG AC Bhaktivedanta Swami Prabhupada).

Liebe und Lust sind mithin die zwei fundamentalen Größen unseres ewigen Lebens; ja für jeden von uns geht es für immer weiter, und ewig bedeutet endlos! Unsere ewige Natur ist davon geprägt, dass wir uns einer für uns attraktiv erscheinenden Lebensvision hingeben möchten. Beispiel:

Ein Mann fühlt sich zu einer Frau hingezogen. Die Frau harmoniert mit der Vision des Brautwerbers und nimmt dessen Heiratsantrag an. Die beiden freuen sich auf ein gemeinsames Leben mit Kindern, Haus im Grünen und Auto. Beide Ehepartner unterstützen ihr Glücksprojekt mittels Berufstätigkeit und Engagement im gemeinsamem Haushaltsleben. Beide Partner geben sich also der selbst gewählten Situation hin.

Das ist das typische Geschehen in fast jeder Gesellschaft dieser unserer Welt, natürlich mit unterschiedlichsten Herausforderungen, Schwächen, Fehltritten aber auch unerwarteten glücklichen Ereignissen. Niemand wäre so vermessen, dieses Lebensmodell zu verurteilen. Es sind nun mal die Familien, die die Basis der Gesellschaft bilden.

Und nun zum Thema: Die Ehepartner sprechen - besonders oft zu Beginn ihrer Beziehung - von LIEBE. Ohne Frage - wir lieben so manches in unserer wahrnehmbaren Welt. Nun mag man zurecht fragen, wann das Wort Liebe angebracht ist, oder eher das Wort Lust eine bestimmte Situation besser charakterisiert? Als Lackmustest können wir überlegen, ob wir unser jeweiliges Tun vor dem offenen Altar des Weltenschöpfers guten Gewissens vollführen könnten. Wenn wir den Altar lieber schließen oder die Dunkelheit der Nacht suchen, sind wir von Lust getrieben. Wenn wir hingegen frohen Mutes den hellen Tag nutzen, um uns positiv dem Allgemeinwohl zu widmen, können wir getrost von LIEBE sprechen. Es ist ein Fakt, dass Kriminalität bevorzugt im Verborgenen stattfindet.

Auf der Erdensphäre sollen wir lernen, wie wir uns wieder dem Gottesdienst widmen können. Die Erde wird zwar immer noch von vielen dunklen Machenschaften bedrängt, jedoch sorgt der Weltenschöpfer jetzt dafür, dass die Bösen verhaftet bzw. an dunkle Orte verbannt werden. Schon vor ca. 5.000 Jahren erledigte Shri Krishna einen gewaltigen Teil der Dämonen:

paritranaya sadhunam
vinasaya ca duskritam
dharma-samsthapanartaya
sambhavami yuge yuge

"Um die Frommen zu erretten und die Gottlosen zu vernichten und um die Prinzipien der Religion wiedereinzuführen, erscheine Ich Zeitalter nach Zeitalter." (Bhagavad-gita 4.8)

Hier erklärt Shri Krishna, die Höchste Quelle aller sichtbaren und unsichtbaren Phänomene, klipp und klar, dass Er immer wieder für Ordnung sorgt, wenn es im Laufe der Zeit zu unerträglichen Zuständen aufgrund von Gottlosigkeit kommt. Damit sichert Er uns auch die irdische Möglichkeit, unsere Lust mehr und mehr in Liebe zu verwandeln. Unser Fortschritt in Liebesangelegenheiten entspricht genau der Gottgefälligkeit unseres Lebensstils. Das ist gar nicht so kompliziert für jeden, der eine ehrliche positive Natur hat. Diejenigen, die spirituelle Grundsätze nicht lieben, weichen aus, indem sie Ausreden erfinden, um der kalten Dusche der Lustabkühlung zu entgehen. Sie verlieren sich gerne in Diskussionen über Politik, Soziologie oder z. B. Genderideologien und andere atheistische Themen wie Sozialismus, Kapitalismus, Liberalismus etc.

yoga-yukto vishuddhatma
vijitatma jitendriya
sarva-bhutatma-bhutatma
kurvann api na lipyate

"Wer in Hingabe (= Liebe, Anm. des Verfassers) handelt, wer eine reine Seele ist und wer Geist und Sinne beherrscht, ist jedem lieb, und jeder ist ihm lieb. Obwohl ein solcher Mensch stets tätig ist, wird er niemals verstrickt." (Bhagavad-gita 5.9)

Es wird viel von Liebe geredet, obwohl es meist um Lust geht. Gleichwohl können wir mittels religiöser Übung Fortschritte machen, definitiv! Das mag konservativ klingen, jedoch bleibt es die wichtigste Chance für die meisten von uns, wenn wir uns dem Höchsten mit Vertrauen ergeben:

ye me matam idam nityam
anutishtanti manavah
shraddhavanto ´nasuyanto
muchyante te ´pi karmabhih

"Diejenigen, die ihre Pflichten nach meinen Unterweisungen erfüllen und dieser Lehre mit Glauben folgen , ohne neidisch zu sein, werden von der Fessel fruchtbringener Tätigkeiten befreit." (Bhagavad-gita 3.31)

Schlussfolgerung für heute: Unser Fortschritt in Liebesangelegenheiten entspricht genau der Gottgefälligkeit unseres Lebensstils.

Ihr Diener

Parivadi dasa