Freiheit I

Thema 14/2022

So, jetzt ist es höchste Zeit, über das Thema Freiheit zu sprechen, weil es fast unerträglich ist, aus gefühlt eintausend Kanälen dieselben Halbwahrheiten tagtäglich eingehämmert zu bekommen, insbesondere etwa:

- Wir sollen aus uns heraus absolut frei entscheiden und unser Leben selbst manifestieren.

- Wir sind unser eigener Herr und werden völlig unabhängig Meister unseres Schicksals.

und unzählige ähnliche Variationen derselben leider falschen Botschaft.

Dabei übersehen diese "Heilsbringer", dass unser lieber und geschätzter Friedrich Nietzsche (1844 bis 1900 AD) diese Lebenshaltung bereits vor ca. 130 Jahren propagiert hat, selbst jedoch am eigenen Leib Schiffbruch damit erlitt; Er lag seine letzten 10 Jahre in geistiger Umnachtung darnieder, gepflegt von seiner Mutter und später von der Schwester. Wir wollen ihm hiermit nicht Unrecht tun, weil sein Werk tatsächlich viele Impulse für ein Ausbrechen aus unserem selbst gehegten Gefängnis setzt. Unter anderem zeigte er folgendes richtig auf:

Im christlichen Abendland ist der Mensch mittels des Gutmenschentums geistig völlig beschränkt. Dieses Gutmenschentum war zur Zeit Nietzsches ein Produkt des im allgemeinen weich gespülten und entsprechend lau praktizierten Christentums. Auch heute noch leben wir in einer Gesellschaft, in der unbequeme Wahrheiten verdrängt und die Menschen bevormundet werden; Der Sabberlappen vor unerem Mund ist das krasse Symbol der gelebten Dümmlichkeit! Und wir sehen jetzt, wie schwer es ist, der allgemein verordneten Unterwürfigkeit zu entkommen. Ja, nur mutige Menschen widersetzen sich dem alltäglichen Irrsinn. Somit können wir als erstes Zwischenergebnis festhalten, dass zu gelebter Freiheit Mut gehört.

Wahlmöglichkeiten

Entscheidend für eine freiheitliche Lebensgestaltung sind jedoch Wahlmöglichkeiten. Einschränkungen hierfür sind bereits durch unsere materielle Verkörperung und die Umwelt- und allgemeinen Lebensbedigungen gegeben. Welche Freiheit haben ein Eskimo oder der Bewohner einer Wüstenregion? Überlegen sich diese jedes Jahr, welches Urlaubsziel sie wählen wollen?

Im Anfangsstadium unseres Lebens ist unsere Freiheit sehr begrenzt:

Im Mutterleib sind wir voll und ganz den Bedingungen dort unterworfen und werden nicht gefragt, ob es uns gefällt, und nach der Tortur der Geburt werden wir erst mal erzogen, geschult und ausgebildet, ob wir wollen oder nicht! Und eben diese Erziehung erzeugt nicht selten ein geistiges Gefängnis, in welchem wir dann unser weiteres Leben fristen. Nur wenige schaffen es, den anerzogenen gesellschaftlichen und religiösen Vorgaben ADE zu sagen. Und selbst wenn wir uns verabschieden fragt sich dann noch, was jetzt kommen soll; Sehr viele Aussteiger scheitern und müssen nicht selten lebenslang betreut werden.

Wir sehen daran, dass jede(r) Orientierung benötigt, um ein sinnvolles Leben führen zu können. Ohne einen Input, ausgehend von einer vertrauenswürdigen Quelle, sieht es zappenduster aus für uns alle. Wonach sollen wir uns richten? Tja, da beißt sich die Katze also wieder in den Schwanz: Wir kehren nach unserem Ausbruch wieder zu uns lebenswert erscheinenden Modellen zurück. Gut, wir mögen diese Runden in freier Entscheidung drehen, jedoch haben wir die falsche Propaganda von der sog. Freiheit entlarvt, die angeblich frei aus unserem Inneren gelebt werden kann. Wenn unser Innenleben hohl, leer oder chaotisch ist, kann nun mal nichts besonders lebenswertes entstehen. Wahre Freiheit ist mithin von einer starken Charakter- bzw. Herzensbildung abhängig. Diese Bildung manifestiert sich nicht einfach mal so von selbst; Wir benötigen höheres Wissen, welches aus verschiedenen Kanälen entspringt, die allesamt von der einzigen ursprünglichen Quelle gespeist werden; Der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Shri Krishna!

Freiheit ist mithin nur aufgrund göttlicher Inspiration möglich, während Materialismus zu Knechtschaft führt, selbst wenn man zwischen 20 Zigarettenmarken oder 50 Fernsehkanälen etc. wählen kann. Wer süchtig nach materieller Vergnügung, insbes. Drogen, Sex und Rock ist, ist eben niemals frei, sondern abhängig von der nächsten Orgie! Abhängigkeit ist nun mal das Gegenteil von Freiheit.

Ein interessantes Phänomen soll hier zum Ende des Beitrages hin noch erwähnt werden: Stallhasen verzichten nicht selten aus freien Stücken auf ihre Entlassung. Sie haben sich an das bequeme Leben im Stall mit Rundumversorgung so gewöhnt, dass sie die sog. Freiheit als bedrohlich empfinden. So sehen wir in unseren Gesellschaften, dass die Menschen z. B. ihren Gesichtslappen auch tragen, wenn es gar nicht vorgeschrieben ist. Sie fühlen sich zum großen Teil in unserer Nanny-Diktatur wohl und tuen gern, was ihnen gesagt wird.

Die wahren Lebensalternativen

Wie wir bereits oben angedeutet haben wird unsere individuelle Entscheidung hin zu einem bestimmten Lebensstil von unserer Erziehung und Schulung, sowie von unserer körperlichen Verfassung und den Umweltbedingungen beeinflusst und beschränkt; z. B. wenn wir körperlich oder geistig behindert sind. Dennoch können wir in einem bestimmten Rahmen entscheiden, wie wir leben wollen, wobei das Leben ja nicht nur aus äußerlich sichtbaren Handlungen besteht, sondern auch unser Denken umfasst. Unsere Gedankenfreiheit ist oft größer als unsere grobe Handlungsfreiheit; Welche Videos sehe ich mir an und welche nicht, welche Bücher lese ich, welche Musik höre ich? Gerade diese geistige Betätigung zeichnet in unserer modernen Informationsgesellschaft immer mehr unser eigentliches Dasein aus.

Hier folgen drei prägnante Lebensmodelle, die dem Autoren dieses Beitrages spontan einfallen (natürlich gibt es unzählige Variationen und Kombinationen):

1. Traditioneller Lebensstil

Richtschnur sind die 10 Gebote, der sonntägliche Kirchenbesuch, Fleiß, Treue, ordentliches Familien- und Berufsleben

2. Libertärer Lebensstil

Richtschnur sind die Werte der sog. deutschen Aufklärung, Partnerwechsel, freie Gestaltung der Sexualrollen, Patchwork-Familien, Hedonismus bis hin zu satanischen Exzessen

3. Philosophischer oder brahminischer Lebensstil

Der philosophische Lebensstil beruht auf Nachdenklichkeit, Bescheidenheit und Einfachheit und ist auf die Erkenntnis des Brahman (Gott) ausgerichtet.

Zuletzt möchten wir als Ergebnisse folgendes herausstellen:

Sowohl in einem geistigen Vakuum als auch in einem unflexiblen starren geistigen und sozialen Gefüge ist Freiheit nicht zu verwirklichen.

Zuletzt sei der höchste und ursprüngliche Freiheitsbegriff erklärt, nämlich dass unsere einzige absolute Freiheit darin besteht, uns dem Höchsten hinzugeben oder dies abzulehnen. Shri Krishna bringt es auf den Punkt (Bhagavad-gita 4.11):

ye yatha mam prapadyante
tams tathaiva bhajamy aham
mama vartmanuvartante
manusya partha sarvasah

"Alle belohne ich in dem Maße, wie sie sich Mir ergeben. Jeder folgt Meinem Pfad in jeder Hinsicht, o Sohn Prithas!!!"

Im Umkehrschluss bedeutet diese fundamentale Wahrheit, dass jede Art der Ergebung - bzw. eben Auflehnung - einen Pfad öffnet, der voll und ganz von Shri Krishna geschaffen und beherrscht wird. Mithin kann auch wahre Freiheit nur im allumfassenden Wesen Gottes stattfinden! Niemand kann sich eine eigene Freiheit zusammen basteln, weil die Oberhoheit Gottes nicht abgeschüttelt werden kann; Auch Rebellen sind voll und ganz von Shri Krishnas Gnade abhängig. Wenn man (sie) über diesen Vers der Bhagavad-gita meditiert, wird man (sie) mehr und mehr verstehen, dass wir alle in Shri Krishna geborgen sind, ob wir nun gut oder böse sind. Das Thema Gut und Böse behandeln wir im nächsten Beitrag.

Ihr Diener

Parivadi dasa