Zum Rauchverbot

Thema 28/2010


Es wundert einen derzeit schon, wie nun immer mehr von oben Gesundheit verordnet wird. Wird es etwas bringen?

Jedenfalls scheinen die Zeiten des freien Genießens nun endgültig vorbei zu sein. Wenn wir uns an die Zeiten des Wirtschaftswunders erinnern, als noch Wirtschaftsminister Erhard mit einer dicken Zigarre als Markenzeichen auftrat. Der Duft der großen weiten Welt war gar nicht wegzudenken. So können sich die Zeiten ändern.

Ähnliches könnte sich im Bereich der Ernährung abspielen. Hatten noch in den 60er und 70er Jahren die Eltern von Hare-Krishna-Jüngern Angst, ihre Kinder könnten aufgrund des Verzichts auf Fleisch Mangelerscheinungen bekommen, so ist heute der Trend hin zum Vegetarismus nicht mehr zu stoppen.

In allen zivilisierten Kulturen gibt es einen mehr oder weniger ausgeprägten Grad an Einschränkungen. Beispielsweise ist in manchen islamischen Ländern der Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten. Sperrbezirke hinsichtlich der Ausübung der Prostitution sind auch hierzulande bekannt, und auch Stätten des Glücksspiels werden vom Staat reglementiert. Wir sehen also, dass selbst im "freiheitlichen" Westen die klassisch-vedischen Instrumente eingesetzt werden, nämlich Maßnahmen zur Eindämmung des Drogenkonsums, der "freien" Sexualität, des Glücksspiels und des Schlachtens von Tieren; ja, auch die Tierschützer gewinnen an Boden!

Da mutet einem beinahe bereits Seine Göttliche Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada als liberal an, wenn er sagt, dass gegen Fleischkonsum nichts einzuwenden ist, wenn man wartet, bis ein Tier seinen natürlichen Tod gefunden hat. Nur der Akt des Schlachtens steht einem zivilisierten Menschen schlecht. Da kann man einfach nur zustimmen, oder?

Der Wettlauf zwischen den Wächtern der Tugend mit den Hedonisten ist in vollem Gange! Man stellt die Raucher zum Beispiel auf Bahnhöfen in weiß gezeichnete Kreiszonen und ähnliches. Die Frage ist, ob solche Methoden wirklich zu einem liebevolleren göttlichen Bewusstsein führen? Wir haben das Gefühl, dass hier vergessen wird, dass Anhaftungen an unerwünschte Angewohnheiten nur aufgegeben werden können, wenn ein höherer Geschmack erfahren wird:

"Die verkörperte Seele kann zwar von Sinnenfreuden zurück gehalten werden, doch der Geschmack für die Sinnesobjekte bleibt. Wenn sie jedoch solche Neigungen aufgibt, weil sie einen höheren Geschmack erfährt, ist sie im Bewusstsein gefestigt." (Bhagavad-gita 2.59)

Shri Krishna ist kein Diktator, der einfach Verbote ausspricht! Er ist wie ein guter Arzt, der nicht nur die Symptome unterdrückt sondern die Ursachen aufzeigt und an der Wurzel des Übels ansetzt, indem er die materielle Lust als das Grundproblem für unsere Leiden heraus stellt:

"Arjuna sagte: O Nachkomme Vrishnis, wodurch wird man getrieben, sündig zu handeln - sogar wider Willen, wie unter Zwang? Die Höchste Persönlichkeit Gottes sprach: Es ist Lust allein, Arjuna, die aus der Berührung mit der materiellen Erscheinungsweise der Leidenschaft geboren wird und sich später in Zorn umwandelt. Sie ist der alles verschlingende Feind dieser Welt. Wie Feuer von Rauch, ein Spiegel von Staub und ein Embryo vom Mutterleib bedeckt ist, so wird das Lebewesen von verschiedenen Graden dieser Lust bedeckt. So wird das reine Bewusstsein des weisen Lebewesens von seiner ewigen Feindin in der Form von Lust bedeckt, die niemals befriedigt werden kann und die wie Feuer brennt. Die Sinne, der Geist und die Intelligenz sind die Wohnstätten der Lust. Durch sie bedeckt die Lust das wirkliche Wissen des Lebewesens und verwirrt es. Deshalb, o Arjuna, bester der Bharatas, bezwinge gleich zu Anfang dieses große Symbol der Sünde (die Lust), indem du die Sinne regulierst, und erschlage diese Zerstörerin des Wissens und der Selbstverwirklichung. Die aktiven Sinne sind der leblosen Materie übergeordnet, der Geist steht über den Sinnen, die Intelligenz steht über dem Geist, und sie (die Seele) steht sogar noch über der Intelligenz. Wenn man also weiss, dass man zu den materiellen Sinnen, dem Geist und der Intelligenz transzendental ist, o starkarmiger Arjuna, sollte man den Geist durch klare spirituelle Intelligenz festigen und so - durch spirituelle Stärke - diesen unersättlichen Feind, die Lust, bezwingen." (Bhagavad-gita, 3.36 bis 3.43)

Shri Krishnas Wirken geht tiefer als ein kalt verhängtes Rauchverbot. Er möchte, dass wir uns des Lebens auf höheren Stufen erfreuen. Aus diesem Grund schickt er Seine Geweihten auf die Straßen, um dort zu singen und zu tanzen, die heiligen Namen Gottes zu singen und zu verbreiten, damit der Geschmack für die göttliche Kultur ganz natürlich zu einem Abklingen der materiellen Lust führt. Shrila Prabhupada riet daher Regierungsvertretern in den USA, zur Eindämmung der Kriminalität groß angelegte Harinama-Festivals zu organisieren. Die ISKCON veranstaltet bereits in manchen Gefängnissen, zum Beispiel im Bereich von Vrindavana, solche Programme, und die Anstaltsleiter möchten sie nicht mehr missen, weil sich das Chanten der heiligen Namen positiv auf die Atmosphäre auswirkt.

Zusammenfassend sei also noch einmal formuliert, dass Verbote nicht wirklich eine Änderung der Herzen bewirken werden. Es muss auch die Alternative höheren Bewusstseins aufgezeigt werden. Die Regierenden sind aufgerufen, nicht länger als Marionetten alter Verhaltensmuster zu agieren sondern neue Wege zu beschreiten. Die Omen deuten auf eine härtere Gangart der Natur hin. Es ist höchste Zeit für die Erhebung des Bewusstseins sonst erhalten wir mehr und mehr erzwungene Entsagung in Form staatlicher Reglementierung oder Naturkatastrophen etc.

Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rama Hare Rama
Rama Rama Hare Hare

Ihr Diener

Parivadi dasa

P.S.: Natürlich ist der Staat verpflichtet, das Leben der Bürger angemessen zu reglementieren, jedoch muss das rechte Maß gehalten werden, insbesondere im Verhältnis zum Bewusstseinszustand der Bevölkerung, welcher durch geeignete Maßnahmen gefördert werden sollte. Ansonsten führen Verbote zu Frustration, Gewalt, Perversitäten, Schwarzmärkten und anderen Verdrängungserscheinungen.

Die vedische Weltsicht ist nicht öko-faschistisch. Hier ein interessanter Ausschnitt aus dem Shrimad Bhagavatam, Canto 7:

"Mein lieber König, Brahmanen, die im vedischen Wissen wohlbewandert sind, haben das Urteil abgegeben, dass das Verhalten verschiedener Menschenklassen in jedem Zeitalter (yuga) glückverheißend ist, wenn es im Einklang mit ihren jeweiligen materiellen Erscheinungsweisen der Natur steht - sowohl in diesem Leben als auch nach dem Tod". (Kapitel 7, Vers 31)

Erläuterung von Seiner Göttlichen Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada:

"In der Bhagavad-gita (3.35) heißt es: 'sreyan sva-dharmo vigunah para-dharmat svanusthitat = Es ist bei weitem besser, die eigenen vorgeschriebenen Pflichten auszuführen, selbst wenn dies mangelhaft geschieht, als die Pflichten eines anderen.' Die antyajas, die Menschen aus den niedrigeren Klassen, sind es gewohnt, zu stehlen, zu trinken und unzulässige Sexualität zu haben, doch dies wird nicht als sündhaft angesehen. Wenn ein Tiger zum Beispiel einen Menschen tötet, ist dies keine Sünde, doch wenn ein Mensch einen anderen Mensch tötet, so wird dies als sündhaft angesehen, und der Mörder wird gehängt. Was unter den Tieren ein alltägliches Ereignis ist, gilt in der menschlichen Gesellschaft als sündvolle Tat. Es gibt darum in Entsprechung zu den charakteristischen Eigenschaften höherer und niedriger Gesellschaftsklassen unterschiedliche pflichtgemäße Tätigkeiten. Den Experten des vedischen Wissens zufolge werden die Pflichten entsprechend dem jeweiligen Zeitalter vorgeschrieben."

Die vedische Weltsicht unterstützt also eine Staatslenkung, die auf die verschiedenen kulturellen und bewusstseinsmäßigen Gegebenheiten eingeht und nicht alles über einen Kamm schert! Nur alleine der Umstand, dass jemand raucht, begründet nicht eine respektlose Politik.