Unkraut vergeht nicht

Thema 32/2004

Shrila Rupa Gosvami, der spirituelle Leiter der Hare-Krishna-Bewegung, hat das für uns maßgebliche Yoga-System vorgelegt. Folgende neun Stufen des Bhakti-Pfades werden von ihm angegeben:

1. Vertrauen (shraddha)
2. Gemeinschaft mit Devotees (sadhu-sanga)
3. Dienst unter der Leitung des spirituellen Meisters (bhajana kriya)
4. Entfernen von Unkraut (anartha nivritti)
5. Stetigkeit (nishtha)
6. Geschmack (ruci)
7. Anhaftung (asakti)
8. Ekstase (Bhava)
9. Reine Liebe (Prema)

Stufe 4 bedeutet, tatsächlich Unkraut aus dem Herzen zu entfernen. Das bedeutet bewusstes Loslassen alter Verhaltensmuster, die für das Erreichen des Zieles nicht förderlich sind.

Da taucht natürlich die berechtigte Frage auf, wie wir denn nicht erwünschte Verhaltensmuster aufgeben können. Zunächst benötigen wir den Segen Gottes und Seiner Geweihten, denn ohne Deren Barmherzigkeit sind wir den Wogen des materiellen Daseins ausgeliefert. Eine Mischung aus Einsicht und guter Gemeinschaft sind Garant dafür, dass man Fortschritte im spirituellen Leben macht; Gemeinschaft prägt.

In der heutigen Zeit sieht man, dass Menschen immer isolierter leben, immer weniger Gemeinschaft traditioneller Art pflegen. Es gibt mehr Singles als je zuvor. Beziehungen basieren oft nur auf zeitlich sehr begrenzten gemeinsamen Interessen an Sinnengenuss. Transzendentale Elemente wie Pflichtgefühl sind schwach vertreten. Das alles führt zu einer Haltlosigkeit der Menschen, wie wir sie heute im allgemeinen beobachten können.

Um spirituellen Fortschritt machen zu können, sollte man daher bewusst entscheiden, welchen Umgang man mit wem zu welchem Zweck pflegt. Liebe und Zuneigung zu edlen Menschen geben uns Stabilität und sind ein starker Antrieb für sinnvolles Handeln. Die rein mechanistische äußerliche Ebene hingegen kann den Drang der Seele nach inniger Erfahrung nicht abdecken. Oberflächliche Beziehungen sowie Zeitvertreib stehen spirituellem Leben 180 Grad entgegen. Wir sollten darauf hinarbeiten, alles geben zu wollen, das ist der innere Drang der Seele.

Das klingt logisch, jedoch spielt die mentale Ebene oft ihre Streiche mit uns. Von dieser Ebene erklingen oft Botschaften wie "das schaffst Du nicht","das bist Du nicht wert", "das hast Du nicht verdient", "Du bist dafür nicht geschaffen", "erinnerst Du Dich nicht, wie schön das damals war", "Du bist ein ganz anderer Typ von Mensch" etc. etc. Die Liste lässt sich unendlich lange fortsetzen.

Wir sollten uns von der Mentalebene nicht einschüchtern lassen. Von dieser Ebene aus testet uns Mayadevi, ob wir wirklich eine spirituelle Richtung einschlagen möchten. Wir können ungeachtet dieser Einflüsterungen unsere Wahl treffen, da wir als spirituelle Seele über der Mentalebene stehen. Die Intelligenz dafür erhalten wir von der Überseele und den Gottgeweihten. Shrila Prabhupadas Schriften sind besonders geeignet, die Intelligenz immer wieder zu schärfen.

Odysseus segelte an der Insel der Sirenen erfolgreich vorbei, da er sich über die Todesgefahr bewusst war und sich daher festbinden ließ. Wir müssen uns nicht festbinden, jedoch mit gereinigter Intelligenz loslassen.

Wir können das Unkraut auf diese Weise jähten. Rückschläge sollten uns nicht entmutigen, sondern gerade anspornen, noch ernsthafter zu werden. Ein vorbildlicher Kämpfer gibt nicht auf, auch wenn er zeitweilige Niederlagen erleidet.

Lasst uns daher spirituelle Krieger werden! Unsere wirksamste Waffe ist der Hare-Krishna-Maha-Mantra:

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

 

Ihr Diener

Parivadi dasa