Wahre Freiheit

Thema 33/2004

"Wenn das Lebewesen die Fehlerhaftigkeit seines Wunsches, die materielle Natur zu beherrschen, entdeckt und daher diesen Wunsch aufgibt, wird es unabhängig und in seiner eigenen Herrlichkeit verankert."
(Shrimad Bhagavatam, Canto 3, Kap. 27, Vers 24)

Shrila Prabhupada kommentiert dazu:

Weil das Lebewesen nicht tatsächlich der Genießer der materiellen Schätze ist, wird sein Versuch, die materielle Natur zu beherrschen, letztlich in Enttäuschung enden. Als eine Folge dieser Enttäuschung strebt es nach noch mehr Macht als das gewöhnliche Lebewesen und möchte mit der Existenz des Höchsten Genießers verschmelzen. Auf diese Weise entwickelt es einen Plan für größeren Genuss.

Wenn man tatsächlich im hingebungsvollen Dienst verankert ist, hat man wirkliche Unabhängigkeit erreicht. Weniger intelligente Menschen können die Stellung des ewigen Dieners des Herrn nicht verstehen. Das Wort "Diener" verwirrt sie; sie können nicht verstehen, dass dieses Dienen nichts mit dem Dienen in der materiellen Welt zu tun hat. Der Diener des Herrn zu sein ist die höchste Stellung. Wenn man dies verstehen kann und so die ursprüngliche Natur des ewigen Dienstes für den Herrn wiederbelebt, hat man volle Unabhängigkeit erreicht. Die Unabhängigkeit des Lebewesens geht durch die Berührung mit der Materie verloren. Im spirituellen Bereich hat es volle Unabhängigkeit, und daher kann keine Rede davon sein, dass es von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur abhängig wird. Diese Stellung erreicht ein Gottgeweihter, und daher gibt er die Neigung nach materiellem Genuss auf, nachdem er ihre Fehlerhaftigkeit eingesehen hat.

Der Unterschied zwischen einem Gottgeweihten und einem Unpersönlichkeitsanhänger besteht darin, dass der Unpersönlichkeitsanhänger versucht, mit dem Höchsten eins zu werden, damit er ungehindert genießen kann, während ein Gottgeweihter die gesamte Mentalität des Genießens aufgibt und sich im transzendentalen liebevollen Dienst des Herrn betätigt. Das ist seine wesensgemäße gepriesene Stellung. Dann wird er isvara oder völlig unabhängig. Der wirkliche isvara oder isvara paramah, der höchste isvarah oder höchste Unabhängige, ist Krishna. Das Lebewesen ist nur isvara, wenn es sich im Dienst des Herrn beschäftigt. Mit anderen Worten: die transzendentale Freude, die man aus dem liebevollen Dienst für den Herrn zieht, ist tatsächliche Unabhängigkeit."

Desweiteren kommentiert Shrila Prabhupada zu Canto 4, Kap. 28 Vers 53:

"Die natürliche Stellung des Lebewesens ist es, dem Herrn in einer transzendentalen liebevollen Haltung zu dienen. Wenn das Lebewesen Krishna Selbst werden möchte oder Krishna nachahmen möchte, fällt es in die materielle Welt hinab. ...

Indem das Lebewesen seine Unabhängigkeit missbraucht, fällt es vom Dienst des Herrn ab und kommt in die materielle Welt, um zu genießen."

Es scheint paradox zu sein: Wer sich hingibt, erlangt Freiheit. Als Gleichnis kann man Flugversuche heranziehen. Wer sich an die Regeln der Flugkunst hält, der fliegt ganz unbeschwert dahin, während das Missachten der physikalischen Gesetze ein Abstürzen bewirken wird. Natürlich ist das ein mechanischer Vergleich, jedoch gibt es auch göttliche Prinzipien der Liebe, die wir uns wieder vergegenwärtigen sollten. Wir werden dann mehr und mehr Lebensqualität und weniger und weniger Knechtschaft erfahren.

Zuletzt sei ergänzend noch angeführt:

"Dieser Missbrauch der Unabhängigkeit, den man maya nennt, ist immer möglich, denn sonst könnte von Unabhängigkeit keine Rede sein. Unabhängigkeit beinhaltet, dass man sie richtig oder falsch gebrauchen kann. Sie ist nicht statisch, sondern dynamisch ..."

(Kommentar zu Srimad Bhagavatam, Canto 3, Kap. 31, Vers 15)