"Einigkeit und Recht und Freiheit ..."

Thema 37/2015

Freeman hat am 23.07.2015 auf seinem beliebten Blog einen interessanten Beitrag über das mangelnde Freiheitsbewusstsein der Menschen veröffentlicht. Das hat uns zu dieser Überschrift „verführt“.

Wollen wir doch mal die Eingangszeile der dritten Strophe der deutschen Nationalhymne im vedischen Licht betrachten; keine einfache Sache, aber es hat uns erwischt. Die Leser mögen verzeihen, dass wir heute ein bisschen aus dem hohlen Bauch schießen, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit und endgültige Richtigkeit. Also los gehts mit ein paar Gedanken eben:

1. Einigkeit

Die Deutschen lieben die Einigkeit, das stimmt, darum wählen sie immer dieselben Parteien und setzen auf „alt und bewährt“. Sie mögen den Wandel nicht, weil das ihre Komfortzone, insbesondere das Sicherheitsbedürfnis berührt. Eigentlich kann man das doch verstehen. In einem vedisch geprägten Staatswesen sind sich die Menschen einig. Sie lieben ihren König, weil er für Sicherheit sorgt und ihnen die Möglichkeit zur möglichst freien Entfaltung sichert. Diese libertäre Note des vedischen Ideals haben wir schon dieses Jahr in anderen Beiträgen beschrieben. Also Einigkeit ist eine schöne Sache, weil Streit eben das Gegenteil ist. In der Bhagavad-gita sagt Shri Krishna (2.67):

„Wer nicht mit dem Höchsten verbunden ist, kann weder transzendentale Intelligenz noch einen gefestigten Geist haben, ohne die keine Möglichkeit zum Frieden besteht. Und wie kann es Glück ohne Frieden geben.

Frieden bedeutet u.a., dass man sich über die Regeln des Zusammenlebens einigt. Das führt zu friedlichem Zusammenleben, was den Raum für das maximal mögliche gesellschaftliche Glück schafft.

2. Recht

Klar, die Regeln für das Zusammenleben sind ein wesentlicher Bestandteil des Rechts, welches in einem Staat gilt. Wir finden hier auf der Erde ein weites Spektrum verschiedener Rechtsordnungen, von Nordkorea bis zur Schweiz usw. Wie es zur jeweiligen Situation in einem einzelnen Staatswesen gekommen ist, wird von Hegel als dialektisch historischer Prozess dargestellt. Er hat da ja recht, unser guter Hegel. Er befasste sich leider nur mit der materialistischen Betrachtungsweise der Staatsentwicklung und irrte dabei auch, weil es den paradiesischen Endzustand im irdischen Bereich nie geben wird. Man sieht ja alleine schon in der rund tausendjährigen deutschen Geschichte, wie es zu großen Veränderungen und Umwälzungen kam. Die Weimarer Republik kippte in den 30er Jahren in die Nazi-Diktatur um, dann bekamen wir 1949 die BRD. Was kommt als nächstes? Hegel übersah die kosmischen Gesetze von Karma und Reinkarnation, die das individuelle sowie das kollektive Schicksal bestimmen:

So wird es immer Arme und Reiche, Gesunde und Kranke, Alte und Junge, Starke und Schwache usw. geben. Auch wird es immer totalitäre, freiere, soziale oder unsozialere Systeme geben, je nach kollektivem Karma!

3. Freiheit

Unsere Freiheit ist also bereits durch die äußeren Umstände eingeschränkt, den eigenen Körper, die eigene Bewusstseinsverfassung, die ganz schwer - also vollständig - von den drei Erscheinungsweisen der Natur unter der Aufsicht des allmächtigen Paramatma bedingt ist.

Freiheit im vedischen Sinn bedeutet, sich Gott zu ergeben:

„Alle belohne Ich in dem Maße, wie sie sich Mir ergeben. Jeder folgt Meinem Pfad in jeder Hinsicht, o Sohn Prithas.“
(Bhagavad-gita 4.11)

Wer also seiner individuellen Pflicht, Berufung oder Bestimmung - vedisch dharma - folgt, hat größte Freiheit. Dieses Paradox kann ein Materialist nur schwer verstehen. Ein Gleichnis dazu:

Wer sich bei einer Segelflugausbildung den Gesetzen des Fliegens ergibt, kann am besten herum kurven in der Luft. Wer sich hier nicht fügt, wird Bruchlandungen erleben. Also, sich ergeben führt hin zu Freiheit bis hin zur spirituellen Erlösung.

In diesem Licht betrachtet können die scheinbar sich widersprechenden Werte Einigkeit und Freiheit zusammen geführt werden. Wenn wir uns auf die spirituelle Grundlage einigen, dann kommt wahre Freiheit zustande. Dabei soll es heute mal bleiben.

Man könnte unendlich weiter philosophieren, was aber glaube ich die Deutschen schon zur Genüge sehr gut getan haben. Unser Beitrag bringt sicher keine wesentlichen Neuigkeiten zutage, jedoch merkt der Autor hier, dass die deutsche Formel „Einigkeit und Recht und Freiheit“ vedisch ist, aber solange sie vom Volk nicht angewandt bzw. durchgesetzt wird, kommen die Früchte nicht zutage.

Ihr Diener

Parivadi das