Gott ist niemals alleine

Die Vielfalt im Leben der Höchsten Persönlichkeit Gottes

Thema 37/2024

ananda-chinmaya-rasa-pratibhavitabhis
tabhir ya eva nija-rupataya kalibhihi
ngoloka eva nivasaty akhilatma-bhuto
sgovindam adi-purusham tam aham bhajami

"Ich verehre Govinda, den urersten Herrn, der zusammen mit Radha in Seinem persönlichen Reich Goloka residiert. Radha, die Seine ekstatische Energie verkörpert, gleicht Seiner spirituellen Gestalt und ist mit vierundsechzig Kunstfertigkeiten ausgestattet. Beide sind umgeben von Radhas Vertrauten (den Shakis), die Emanationen Ihrer transzendentalen Gestalt sind und von ewig-glückseligem, spirituellem Rasa durchdrungen und belebt werden." (Brahma-Samhita 5.37)

Hier lernt der Interessent des Gaudiya-Vaishnavatums, dass die Höchste Person, Shri Krishna ein ureigenes Reich bewohnt, in welchem Er keineswegs allein ist, sondern von Seinen engsten Vertrauten umgeben in ewig glückselige Spiele vertieft ist. Anfänger im Studium des Gaudiya-Vaishnavatums haben die Neigung, sich auszumalen, in die Nähe von Shri Krishna zu gelangen, um mit Ihm vertraulichen Umgang zu pflegen. Diese Erwartung ist durchaus verständlich, weil gerade wir Westler immer die Besten sein wollen und zwar schnell, z. B. mittels der Absolvierung eines Seminars oder in ähnlicher Weise. Im Zuge der Vertiefung des Verständnisses wird uns jedoch klar, dass wir eben nicht dazu prädestiniert sind, im vertraulichsten Bereich von Shri Krishna zu existieren, es sei denn, wir wären eine Erweiterung einer der engsten Gefährtinnen von Shri Krishna. Ja, diese Gefährtinnen Shri Krishnas können sich überall dort manifestieren, wo sie es wollen, werden aber niemals von den Gesetzen des kosmischen Geschehens beeinträchtigt. Selbst wenn sie bei uns leben werden sie niemals von materiellem Glück oder Leid beeinflusst. Sie erscheinen im übrigen meist nur da, wo Shri Krishna Seiner Mission nachkommt, zum Beispiel vor rund 5.000 Jahren in Vrindavana, um Shri Krishna eben auch da zu begleiten, wo Er ins Weltgeschehen eingreift. Dabei stehen sie immer transzendental zum Gesetz von Aktion und Reaktion, schon alleine deshalb, weil sie ununterbrochen mit all ihrem Streben und Denken mit der Höchsten Persönlichkeit Gottes verbunden sind.

Im Abendland musste man (sie) als Gläubiger zur Schlussfolgerung kommen, Gott residiere irgendwo dort oben im Weltall, sitze auf einem Thron und regiere sozusagen rund um die Uhr. Von einem Privatleben Gottes weiss der durchschnittliche Christ, Jude oder Muslim nichts zu berichten, weil die abrahamitischen Schriften hierzu nichts hergeben. Der abrahamistische Höchste Gott scheint keine Privatsphäre zu haben. Er erschien in einem brennenden Busch oder als Taube bei der Taufe des Herrn Jesus Christus. Immerhin hat Gott also zumindest einen Sohn. Das ist eine relativ kleine Familie. Dann sprechen die Christen noch vom heiligen Geist, so dass wir zumindest drei Personen ausmachen können. Im Islam ist es strikt verboten, von einem Sohn Gottes zu sprechen. Im Islam scheint Gott alleine zu sein (Liebe Muslime, bitte entschuldigt diese gewiss laienhafte Bemerkung!). ***

Wir wollen hier heute nicht näher das Privatleben Shri Krishnas vertiefen und zwar weil

1. diese vertraulichen theologischen Aspekte nur für spirituell sehr fortgeschrittene Charaktere angemessen sind

und

2. wir selbst nicht qualifiziert sind, dies hier vorzutragen.

Im Großen und Ganzen können wir jedoch festhalten, dass das Gaudiya-Vaishnavatum hinsichtlich des Gottesbegriffes weit über das abendländische Verständnis hinausgeht. Wer ernsthaft einsteigen möchte, möge bitte die Brahma-Samhita studieren, die Sie im Onlineshop erwerben können.

Am 11.09.2024 feiern die Vaishnavas das Erscheinen von Shri Radha, der ewigen und vertraulichsten besseren Hälfte von Shri Krishna.

Ihr Diener

Parivadi dasa

*** Es muss jedoch ergänzt werden, dass auch die Vaishnavas eine Höchste Quelle verehren, Shri Krishna. Shrila Prabhupada gibt das Beispiel der Sonne, die definitiv die prominente Quelle des Lichts und der Wärme ist. Zur Sonne gehören die Sonnenstrahlen, die jedoch ohne Zweifel mit der Sonne verbunden sind. Die Sonne ist also von Natur aus vielfältig, und wir lieben jeden Sonnenstrahl, der durch unser Fenster scheint. Dennoch bleibt die Sonne die höchst verehrenswerte Quelle der Strahlen. In ähnlicher Weise möchten wir die Hardcore-Monotheisten darauf aufmerksam machen, dass der Höchste eben viele Attribute hat und es daher unnötig ist, Brandmauern gegen andere Glaubensrichtungen aufzubauen, weil bei der Analyse der Welt eben Vielfalt ausgehend von der Quelle ein nicht zu verleugnendes Phänomen ist.