Das Shrimad Bhagavatam V

Vedische Trinität II

Thema 38/2024

vadanti tat tattva-vidas
tattvam yaj jnanam advayam
brahmeti paramatmeti
bhagavan iti sabyate

"Gelehrte Transzendentalisten, die die Absolute Wahrheit kennen, bezeichnen diese nichtduale Substanz als Brahman, Paramatma oder Bhagavan." (Shrimad Bhagavatam 1.2.11)

Dieser Text aus dem Shrimad Bhagavatam hat es in sich. Jeder Student der Vaishnava-Theologie sollte diesen Text auswendig lernen! Hier stellt Suta Gosvami, der vortragende Vaishnava inmitten der Weisen von Naimisharanya, vor rund 5.000 Jahren die fundamentalen Tatsachen hinsichtlich der Höchsten Transzendenz kurz und bündig vor. Es ist die vedische Trinität in einer weiteren alternativen Sichtweise, die also das Verständnis der Trinität, wie sie allgemein gelehrt wird (siehe Beitrag 36/2024), fundamental ergänzt. Wir zitieren die Erläuterungen von HDG AC Bhaktivedanta Swami Prabhupada zu diesem Text, weil wir das Rad ja nicht neu erfinden müssen, wenn schon eine absolut starke Einsicht des ISKCON-Gründers vorliegt:

"Die Absolute Wahrheit ist sowohl Subjekt als auch Objekt und zwischen beiden besteht kein qualitativer Unterschied. Daher sind Brahman, Paramatma und Bhagavan qualitativ ein und dasselbe.

Dieselbe Substanz wird von denen, die die Upanishaden studieren, als unpersönliches Brahman erkannt, von den Hiranyagarbhas oder yogis als lokalisierter Paramatma und von den Gottgeweihten als Bhagavan. Mit anderen Worten, Bhagavan oder die Persönlichkeit Gottes ist der höchste Aspekt der Absoluten Wahrheit; Paramatma ist die Teilrepräsentation der Persönlichkeit Gottes und das unpersönliche Brahman ist die leuchtende Ausstrahlung der Persönlichkeit Gottes, so, wie das Sonnenlicht die Ausstrahlung des Sonnengottes ist. Weniger intelligente Schüler, ganz gleich welcher der oben genannten Schulen sie angehören, argumentieren manchmal zugunsten ihrer eigenen jeweiligen Verwirklichung, aber diejenigen, die vollkommene Seher der Absoluten Wahrheit sind, wissen sehr wohl, dass die drei obigen Aspekte der einen Absoluten Wahrheit verschiedene Betrachtungsweisen darstellen, die sich aus den verschiedenen Blickwinkeln ergeben.

Wie im ersten shloka (Aphorismus) des ersten Kapitels des Bhagavatam erklärt wird, ist die Absolute Wahrheit unabhängig, voller Wissen und frei von der Illusion der Relativität. In der bedingten Welt ist der Wissende vom Wissen verschieden, aber in der Absoluten Wahrheit sind der Wissende und der Gegenstand des Wissens ein und dasselbe. In der bedingten Welt ist der Wissende vom Wissen verschieden, aber in der Absoluten Wahrheit sind der Wissende und der Gegenstand des Wissens ein und dasselbe. In der bedingten Welt ist der Wissende die lebendige spirituelle Seele oder die übergeordnete Energie, wohingegen der Gegenstand des Wissens die inaktive Materie oder untergeordnete Energie ist. Deshalb gibt es Dualität zwischen niederer und höherer Energie. Im absoluten Reich hingegen gehören der Wissende und der Gegenstand des Wissens zur selben höheren Energie. Es gibt drei Arten von Energien, die vom Höchsten Energieursprung stammen, und es besteht kein Unterschied zwischen diesen Energien und ihrem Ursprung. Die Energien unterscheiden sich jedoch den Eigenschaften nach. Das absolute Reich und die Lebewesen sind von derselben höheren Energie, aber die materielle Energie ist von niederer Natur. Durch die Berührung mit der niederen Energie in Illusion versetzt, denkt das Lebewesen , es gehöre zu dieser untergeordneten Energie. Deshalb gibt es die Erfahrung von Relativität in der materiellen Welt. In der absoluten Welt gibt es keine solche Erfahrung eines Unterschieds zwischen dem Wissenden und dem Gegenstand des Wissens, und deshalb ist dort alles absolut."

Diese Erläuterungen zu einem der fundamentalsten Texte aus dem Shrimad Bhagavatam sind das Non plus Ultra für alle Studenten der Vaishnava-Philosophie. Der Autor dieses Beitrags möchte es fast vermeiden, diesen Erläuterungen noch etwas hinzuzufügen, weil der Text und die Erläuterungen von Shrila Prabhupada die tiefsten Wahrheiten ergründen. Wir empfehlen den Lesern, insbesondere den Neulingen, diese Texte immer wieder zu lesen, über sie zu meditieren und sie zu verstehen, um immer tiefere Verwirklichungen zu machen. Wir werden darüber nachdenken, in einzelnen weiteren Beiträgen verschiedene philosophische Aspekte zu beschreiben, die sich aus diesen Texten ableiten lassen. Wir sind uns dabei in unserer Begrenztheit natürlich darüber bewusst, dass es hier grenzenlos viele Themen gibt, die erläutert werden könnten. Bitte drücken Sie uns die Daumen, dass wir das rechte Maß und die nötige Demut aufbringen, um nicht über das Ziel hinauszuschießen! ***

Ihr Diener

Parivadi dasa

*** Dennoch möchten wir schon heute diese zweite vedische Trinität kurz in einfacher Sprache darstellen, wie wir dies während unserer spirituellen Ausbildung gelernt haben. Letztendlich stammt die folgende Darstellung aus den Lehren von Shrila Prabhupada. Also, wir versuchen uns mal zu erinnern:

Die Höchste Absolute Wahrheit wird von den verschiedenen Transzendentalisten in drei wesentlichen Perspektiven wie folgt erkannt bzw. wahrgenommen:

a) Die Gottgeweihten erkennen den Bhagavan-Aspekt, also die Höchste Persönlichkeit, Lord Krishna.

b) Die yogis nehmen Bhagavan als Paramatma, die Überseele, wahr, die sich im Herzen aller Lebewesen befindet. Dies ist also die Teilerkenntnis der Höchsten Person.

c) Die Studenten der Transzendenz erkennen den Höchsten Herrn als Seine spirituelle alldurchdringende Ausstrahlung, das Brahman. Sie sprechen also vom ewigen Licht, wenn sie von Gott sprechen. Dies ist eine drittklassige Gotteserkenntnis. Die meisten modernen Esoteriker sprechen vom Licht, wenn sie spirituelle Erfahrungen teilen.

Dieser erste Versuch ist noch etwas holprig. Shrila Prabhupada beschrieb diese Trinität mit dem Gleichnis der Sonne. Zuerst sehen alle Lebewesen das Licht der Sonne. Wer jedoch genauer hinsieht, erkennt, dass die Sonne eine runde Scheibe ist, die hell leuchtet. Die großen Naturwissenschaftler jedoch stellen fest, dass die Sonne phänomenal aktiv ist und tausenderlei verschiedene Strahlungen aussendet. So ist es auch mit Shri Krishna:

Zuerst stellt man fest, dass Er hell leuchtet. Wenn wir uns Ihm nähern finden wir heraus, dass Er einer Person ähnelt. Wenn wir in Seine Gemeinschaft kommen erkennen wir, dass Er unser bester Freund ist.

Wir hoffen, dass Ihnen diese einfachen Erklärungen bei Ihrem Erkenntnisprozess helfen!!!