Der Namacharya der Hare-Krishna-Bewegung
Haridasa Thakura erschien im 15. Jahrhundert als Sohn muslimischer Eltern in einem Dorf namens Burana im heutigen Bangladesh. Schon früh fühlte er sich zur Krishna-Verehrung hingezogen und verliess sein zuhause, um in einer Hütte im Wald die Namen Krishnas zu chanten. Nachdem er von unverständigen Menschen belästigt wurde, zog er weiter, um sich am Ufer von Mutter Ganga niederzulassen. Von dort aus verbreitete sich sein Ruf als Heiliger sehr rasch. Ein Großgrundbesitzer namens Ramachandra Khan, der die Vaishnavas nicht leiden konnte, wurde sehr neidisch auf Haridasa Thakura und ersann Pläne, ihn zu entwürdigen. Zuletzt schickte er eine sehr attraktive Prostituierte zu ihm, die versprach, Haridasa binnen drei Tagen zu Fall zu bringen. Haridasa durchschaute die Angelegenheit bereits beim ersten abendlichen Besuch der Prostituierten, liess sich jedoch nichts anmerken. Er chantete und chantete. Die Prostituierte entkleidete sich teilweise und bat darum, sich mit Haridasa vereinigen zu dürfen. Haridasa sagte, sie müsse sich noch gedulden, bis er mit dem Chanten fertig sei.
( Haridasa Thakura wurde von Shri Chaitanya als Lehrer des Chantens eingesetzt (Namacharya) )
Die Prostituierte freute sich schon darauf, Haridasa bald überführen zu können. Als jedoch die Morgendämmerung einsetzte, war chantete Haridasa immer noch. Er versprach der Prostituierten die Vereinigung für die nächste Nacht. Aber auch während dieser zweiten Nacht wollte Haridas mit dem Chanten nicht aufhören. Er entschuldigte sich bei der Prostituierten sodann mit dem Versprechen, ganz bestimmt während der nächsten Nacht Zeit für das Vergnügen zu finden. Er habe gelobt, währed des Monats 10 Millionen Namen Krishnas zu chanten und komme nun bald zu einem Ende. Bei Einbruch der Dunkelheit erschien die Prostituierte wieder bei Haridasa, setzte sich auf die Türschwelle und begann dann ebenfalls, die heiligen Namen Krishnas zu sprechen. Haridasa versprach, er werde nun bald enden können und dann Zeit für sie haben. Während die Nacht verstrich wandelte sich das Herz der Prostituierten und sie fiel vor den Lotosfüßen Haridasa Thakuras nieder, um zu gestehen, dass sie von Ramachandra Khan geschickt worden war, um Haridasa zu verführen. "Weil ich den Beruf einer Prostituierten
ergriffen habe", sagte sie "habe ich unendlich viele sündhafte
Handlungen begangen. Mein Herr, sei mir barmherzig. Rette mich gefallene
Seele." Haridasa antwortete: "Ich weiss alles über die Verschwörung
Ramachandra Khans. Er ist nichts weiter als ein törichter Dummkopf.
Deswegen stimmen mich seine Taten nicht unglücklich. Am selben Tag,
an dem Ramachandra Khan seine Intrige gegen mich plante, hätte ich
diesen Ort unverzüglich verlassen, aber weil du zu mir kamst, blieb
ich drei Tage lang hier, um dich zu retten." Haridas Thakur nam die Prostituierte sodann auf ihren Wunsch als Schülerin an und gab ihr auf, alle Besitztümer an die Brahmanas zu verschenken, in der Hütte von Haridasa ununterbrochen zu chanten und dort die Tulsi-Pflanze zu verehren. Darauf überlies Haridasa seine Hütte der Prostituierten und ging in Ekstase chantend davon. Die Prostituierte verteilte ihre Besitztümer, befreite sich von ihrem Haarschmuck und blieb mit nur einem Tuch bekleidedet in jenem Raum. Sie folgte ihrem spirituellen Meister und begann, täglich 300000 Namen Krishnas zu chanten, Tag und Nacht. Sie verehrte die Tulsi-Pflanze und kaute nur Nahrungsmittel, die sie als Almosen erhielt, und wenn sie nichts bekam, fastete sie. So bezwang sie durch mäßiges Essen und durch Fasten ihre Sinne, und es zeigten sich bei ihr Symptome der Gottesliebe.
Dies ist nur eines von einer Vielzahl glorreicher Ereignisse im Leben Haridasa Thakuras. Eine sehr bekannte Episode sei noch kurz erwähnt:
Ein muslimischer Herrscher in Indien war über Haridasa sehr verstört, da er nicht verstehen konnte, wie ein gebürtiger Muslim derart intensiv einem aus seiner Sicht unannehmbaren Hindu-Kult verfallen konnte. Er liess Haridasa Thakura festnehmen und forderte ihn auf, öffentlich dem Chanten der Namen Krishnas abzuschwören. Haridasa tat dies nicht, woraufhin er zum Tode verurteilt wurde. Die Hinrichtung sollte wie für gewöhnlich durch Auspeitschen erfolgen. Die Henker schlugen auf Haridasa mit aller Kraft ein und jagten ihn auf diese Weise über 21 Plätze der Stadt. Haridasa chantete ohne Unterlass in vollem Vertrauen und in Ekstase vertieft, ohne von den Peitschenhieben auch nur ein wenig beeinträchtigt zu werden. Die Henker bekamen Angst und flehten Haridasa an, er möge doch sterben, denn wenn sie ohne Erfolg blieben, würde sie ihr Herr strafen. Haridasa bekam Mitleid mit den Folterknechten und stellte sich tot. Sie warfen den vermeintlichen Leichnam in einen nahegelegenen Fluss. Einige Kilometer flussabwärts entstieg Haridas der Strömung und setzte sein Wirken fort. Er begegnete daraufhin Seinem ewigen Herrn, Shri Chaitanya, der Seinem Geweihten offenbarte, dass Er die Peitschenhiebe auf sich genommen hatte, weshalb Haridasa schadlos blieb.
Haridasa Thakura wurde von Seinem Herrn als Namacharya, als Hauptlehrer des Chantens der Namen Krishnas, eingesetzt. Dadurch setzte Shri Chaitanya ein Zeichen auch dafür, dass die ewige Religion des Lebewesens nicht von der zeitweiligen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Konfession abhängig ist. Haridasa Thakura war sowohl für Muslime als auch Hindus im allgemeinen ein Skandal. Muslime dachten für gewöhnlich, die Hindus folgten gotteslästerlichen Ritualen, während die meisten Hindus der Ansicht waren, ein nicht in einer Hindu-Familie geborener Mensch sei nicht befugt, ihre Religion auszuüben. Shri Chaitanya trat diesem religiösen Sektierertum bereits im 15. und 16. Jahrhundert entgegen, und zwar mit gewaltigen Auswirkungen über den gesamten indischen Subkontinent. HDG AC Bhaktivedanta Swami Prabhupada verbreitete diese nicht-sektiererischen Errungenschaften von 1965 bis 1977 über die ganze Welt.
Hare Krishna
Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare
Hare
Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare
|
Haridasa Thakura war im übrigen kein sentimentaler Schwärmer. Seine Überzeugungen konnte er auch in wichtigen philosophischen Gesprächen anhand der Schriften belegen, wobei er auch den Koran zitierte. Wer mehr über die Lehren Haridasa Thakuras wissen möchte, sollte sich mit dem Werk Shri Harinama-chintamani beschäftigen, das Shrila Bhaktivinoda Thakura, der Pionier der Hare-Krishna-Bewegung im 19. und angehenden 20. Jahrhundert, vorgelegt hat. Eine deutsche Studie dieses Buches hat His Holiness Sacihnandana Swami vorgelegt. Diese Studie heißt Nektarozean des heiligen Namens und kann im Onlineshop bestellt werden (weiterführende Literatur). Eine englische Übersetzung des Orginalwerkes kann über das internet bestellt werden:
http://www.rvc.edu/store
Man findet es als 217. Werk der Serie 1 von
Kushakrata das, der ein ungeheueres Pensum an Übersetzungsarbeiten
für die ISKCON bewerkstelligt hat.
Alle Ehre sei Shrila Haridasa Thakura!
Alle Ehre sei Shrila Prabhupada!
Alle Ehre sei den Vaishnavas, die unermüdlich die heiligen Namen Gottes
verherrlichen!
|