Die Lehre

Shri Krishna
Shri KrishnaSein Name bedeutet "der Allanziehende". Ein anderer Name ist Rama, "die Quelle aller Freude". Er ist Brahman, strahlend wie das Licht der Sonne, Er ist Paramatma, die Überseele, und Er ist Bhagavan, die Höchste Persönlichkeit Gottes.

Shri Chaitanya
Shri Chaitanya MahaprabhuWie in den vedischen Schriften angekündigt, erschien Krishna als Shri Chaitanya Mahaprabhu, um den Menschen einen Weg zu weisen, wie sie Ihm dienen und sich so wieder mit Ihm verbinden können: durch das Chanten Seiner heiligen Namen.

Vielfalt in der Einheit
Shri KalkiShri Krishnas Erweiterungen sind so vielgestaltig und zahlreich wie die Wellen des Ozeans. Wir beschreiben hier die wichtigsten Avatare in aller Kürze, um Ihnen einen möglichst prägnanten Überblick zu verschaffen!  

Vaishnava-Acharyas
Die großen vorbildlichen Lehrer (Acharyas) der Hare-Krishna-Tradition werden hier vorgestellt.

Pilgerorte
Beschreibung wichtiger Pilgerorte der Vaishnavas.

Literatur
Ein Überblick über die wichtigsten schriftlichen Grundlagen der Hare-Krishna-Bewegung.

Glossar
Für das bessere Verständnis der in den vedischen Schriften gebräuchlichen Sanskrit- Begriffe haben wir hier ein Glossar mit Übersetzungen und Erklärungen zusammengestellt.
 


Die Brahma-samhita

 

Die Brahma-samhita ist die von Brahma, dem Schöpfer des Universums, gesungene Hymne zur Verehrung seines Herrn, Shri Krishna. Brahma empfing am Anfang der kosmischen Zeiten nach einer langen Phase der Meditation die Einweihung von Shri Krishna. Er ist auch der erste Vertreter der Schülernachfolge der Hare-Krishna-Bewegung. In der Brahma-samhita trägt Brahma alle wesentlichen Schlussfolgerungen dieser Schülernachfolge vor und vermittelt seine Schau der spirituellen Wirklichkeit. Ein Teil dieser Hymne wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts entdeckt. Folgende Begebenheit wird berichtet:

Shri Chaitanya, Krishna in Seiner goldenen Form als Gottgeweihter, pilgerte ungefähr von 1510 bis 1512 AD durch Südindien, um Liebe zu Gott zu verbreiten. Von Puri wanderte Er nach Süden, wo Er heilige Orte wie Shri Ranga-kshetra, Setubandha, Rameshvara und schliesslich Kanyakumari (Kap-Komorin) besuchte. Dann wandte Er sich nach Norden, reiste am Ufer des Flusses Payashvini entlang, der sich im Travancore-Staat befindet, und erreichte dann den Tempel Adi-Keshavas im Gebiet von Trivandrum.

Shri Chaitanyas wichtigster Biograph, Krishnadasa Kaviraja Gosvami, berichtet, dass Chaitanya, als Er die Bildgestalt Adi-Keshavas (Krishnas) im Tempel erblickte, von spiritueller Ekstase überwältigt wurde, herzzerreissende Gebete darbrachte und voll Ergriffenheit sang und tanzte - ein wunderbarer Anblick, der von den dortigen Gottgeweihten mit Erstaunen und Freude aufgenommen wurde.

Shri Chaitanya Mahaprabhu

(Shri Chaitanya, der Entdecker der Brahma-samhita)


Nachdem Shri Chaitanya mit einigen überaus fortgeschrittenen Gottgeweihten esoterische, spirituelle Themen erörtert hatte, entdeckte Er das fünfte Kapitel der Brahma-samhita. Dieses eine Kapitel ist heute als die Brahma-samhita bekannt, obwohl das Gesamtwerk aus 100 Kapiteln besteht. 99 Kapitel sind der Menschheit heute unbekannt.

Als Shri Chaitanya das Manuskript entdeckte, verspürte Er tiefe Ekstase und geriet in einen intensiven mystischen Trancezustand, der sich nach Außen durch Sturzbäche von Tränen, Zittern und Schweißausbrüche manifestierte.

Shri Chaitanya erklärte die Brahma-samhita zum allerwertvollsten Juwel, beauftragte einen Schreiber, das Manuskript abzuschreiben, damit sie verbreitet werden konnte.

Im Laufe der Zeit verbreitete sich die Brahma-samhita und wurde zu einem der Haupttexte des Gaudiya-Vaishnava-Schrifttums. "Es gibt keine Schrift, die im Hinblick auf die endgültige spirituelle Schlussfolgerung der Brahma-samhita gleichkommt" begeisterte sich Krishnadas Kaviraja Gosvami. "In der Tat ist diese Schrift die höchste Offenbarung der Herrlichkeit Govindas, denn sie offenbart das höchste Wissen über Ihn. Da alle Schlussfolgerungen kurz in der Brahma-samhita präsentiert werden, ist sie die Essenz aller Vaishnava-Literatur." (Chaitanya-charitamrita, Madhya-lila 9.239 - 240)

Wir freuen uns, dass wir die Brahma-samhita vor einigen Jahren mit den Kommentaren von Shrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur vorlegen konnten (s. Onlineshop) Hier seien einige wichtige Verse zur Ehre Shri Krishnas und zur Erbauung der Leserschaft angeführt. Die Verse 5.30 und 5.32 wurden von George Harrison in dem Lied "Govinda prayers" vertont, das in den Charts seinerzeit sehr weit oben rangierte. Dieses Lied wird morgens in den Hare-Krishna-Tempeln abgespielt. Es befindet sich auch auf der CD "Radha-Krishna-Tempel", die ebenfalls über den Onlineshop bezogen werden kann.


Shri Brahma

(Brahma empfängt die Einweihung durch Seinen Herrn, Shri Krishna. Er sitzt auf dem Lotos, der aus dem Nabel von Garbhodakashayi-Vishnu hervorging. Dies alles geschah noch vor dem sekundären Schöpfungsakt.)


cintamani-prakara-sadmasu kalpa-vriksha lakshavriteshu surabhir abhipalayantam laksmi-sahasra-sata-sambrahma-sevyamanam govindam adi-purusam tam aham bhajami

Ich verehre Govinda, den urersten Herrn, den ersten Schöpfer, der die Kühe hütet, der alle Wünsche erfüllt, in Reichen, die aus spirituellen Edelsteinen erbaut sind, umgeben von Millionen von Wunschbäumen, dem immer mit großer Achtung und Zuneigung Hunderte und Tausende von lakshmis (Glücksgöttinen) und gopis (Kuhhirtenmädchen) dienen.
(Brahma-samhita 5.29)



venum kvanvantam aravinda-dalayataksham barhavatamsam asitambuda-sundarangam kandarpa-koti-kamaniya visesha-shobham govindam adi-purusham tam aham bhajami (Brahma-samhita 5.30)

Übersetzung:

Ich verehre Govinda, den urersten Herrn, der meisterhaft auf Seiner Flöte spielt - mit blühenden Augen gleich Lotosblütenblättern, dessen Haupt die Pfauenfeder schmückt, dessen Gestalt der Schönheit angehaucht ist mit der Farbe blauer Wolken und dessen einzigartige Lieblichkeit Millionen von Liebesgöttern betört.


Erläuterung von Shrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur:

Die unvergleichliche Schönheit Krishnas, des Höchsten Herrn von Goloka, wird beschrieben. Krishna, die all-durchdringende Erkenntnis, hat eine eigene spirituelle Gestalt. Die Gestalt Krishnas ist nicht eine phantasievolle Schöpfung der Einbildung, die aus der Betrachtung der schönen Dinge dieser Welt hergestellt wurde. Was Brahma in seiner ekstatischen Trance reiner Gotteshingabe sah, wird hier geschildert. Krishna widmet Sich dem Spiel auf Seiner Flöte. Diese Flöte zieht durch ihren betörenden musikalischen Klang die Herzen aller Lebewesen an. So, wie ein Lotosblatt einen erfreulichen Anblick bietet, zeigen die beiden wunderschönen Augen Krishnas, Der die Manifestation unserer spirituellen Sicht veranlasst, die unbegrenzte Pracht und Schönheit Seines mondähnlichen Antlitzes. Die Lieblichkeit, die Sein Haupt mit der Pfauenfeder schmückt, formt den entsprechenden Aspekt der spirituellen Schönheit Krishnas. Wie eine Ansammlung blauer Wolken einen besonders wohltuenden, freudespendenden Anblick bietet, so ist Krishnas Erscheinung analog von einer spirituellen dunkelblauen Farbe getönt. Die Schönheit der Lieblichkeit Krishnas ist weitaus betörender als die des Liebesgottes, millionenfach verstärkt.

alola-chandraka-lasad-vanamalya-vamsi ratnangadam pranaya-keli-kala-vilasam shyamam tri-bhanga-lalitam niyata-prakasham govindam adi-purusham tam aham bhajami.

angani yasya sakalendriya-vrittimanti pasyanti panti kalayanti ciram jaganti ananda-cinmaya-sad-ujjvala-vigrahasya govindam adi-purusham tam aham bhajami (Brahma-samhita 5.31 und 5.32)

Übersetzung:

Ich verehre Govinda, den urersten Herrn, um dessen Hals eine Girlande aus Blumen schwingt, die vom Mondmedallion verschönert wird, dessen beide Hände mit der Flöte und Edelsteingeschmeiden geschmückt sind, der Sich immer in den Spielen der Liebe vergnügt und dessen anmutige, dreifach geschwungene Gestalt von Shyamasundara ewiglich offenbar ist.

Ich verehre Govinda, den urersten Herrn, dessen transzendentale Gestalt voller Glückseligkeit, Wahrheit und Wesenhaftigkeit und deshalb von der strahlendsten Herrlichkeit erfüllt ist. Jedes der Gliedmaßen jener transzendentalen Gestalt erfüllt in sich selbst die vollständigen Funktionen aller anderen Organe und sieht, erhält und manifestiert die spirituellen und weltlichen Universen ewiglich.



Shri Krishna


Erläuterung von Shrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakura:

Aus Mangel an Geschmack für spirituelle Dinge entsteht in den Gemütern derjenigen, die sich an weltliches Wissen gekettet haben, ein schwerwiegender Zweifel. Wenn sie die Beschreibung der Spiele Krishnas vernehmen, glauben sie, die Wahrheit über Krishna sei das Hirngespinst gewisser belesener Gelehrter, die sich dieses mit Hilfe ihrer Einbildungskraft aus Material erschaffen haben, das sie von weltlichen Prinzipien ableiteten. Mit dem Ziel, diesen schädlichen Zweifel zu beseitigen, versucht Brahma in diesem und in den drei folgenden Versen, nachdem er auf rationale Art und Weise zwischen den beiden Angelegenheiten, nämlich Spirituelles und Materielles, unterschieden hat, das Verständnis des reinen Spieles Krishnas zu vermitteln, das ihm durch seine unvermischte ekstatische Trance zugänglich war. Brahma möchte sagen, dass die Gestalt Krishnas All-Existenz, All-Wissen und All-Glückseligkeit ist, wohingegen alle weltlichen Erfahrungen voll augenfälliger Unwissenheit stecken. Und obgleich zwischen beiden deutlich unterschieden wird, ist die fundamentale Wahrheit nicht zu übersehen, dass spirituelle Angelegenheiten den absoluten Ursprung darstellen. Besonderheit und Vielfalt sind in diesem allzeit gegenwärtig. Durch sie kennzeichnen sich das transzendentale Reich, die Gestalt, der Name, die Eigenschaft und die Spiele Krishnas. Nur durch eine Person, die reines spirituelles Wissen besitzt und von jeglicher Beziehung zu Maya frei ist, können diese liebreichen Spiele Krishnas auch nur annähernd gewertschätzt werden.

Das spirituelle Reich, der Ort der Spiele, der von der cit-Energie ausgeht und aus cintamani (transzendentalem Stein der Weisen) gebildet wird, und die Gestalt Krishnas sind allesamt spirituell. So, wie Maya die verzerrte Reflektion der spirituellen Energie darstellt, ist auch die von Maya (Unwissenheit) erschaffene Vielfalt eine verzerrte Reflektion spiritueller Vielfalt. Es wird also in dieser materiellen Welt nur eine bloße Ähnlichkeit zur spirituellen Mannigfaltigkeit wahrgenommen. Trotz solcher Ähnlichkeit sind die beiden ganz und gar verschieden voneinander. Das Ungesunde an der Materie ist ihre Fehlerhaftigkeit; aber im Spirituellen gibt es Vielfalt, die von jedem Fehler und jeglicher Verunreinigung frei ist. Die Seele und der Körper Krishnas sind miteinander identisch, der Körper und die Seele gefallenener Lebewesen hingegen nicht. In der spirituellen Sphäre gibt es keinerlei Unterschied, wie in dieser Welt, zwischen Körper und Seele, zwischen Gliedmaßen und ihrem Besitzer, zwischen Attributen und dem Objekt, welches diese besitzt. Bei den bedingten Seelen jedoch sind solche Unterschiede Realität. Obgleich Krishna Gliedmaßen besitzt, ist jedes Seiner Gliedmaßen die gesamte Entität. Er vollzieht alle verschiedenen Arten göttlicher spiritueller Handlungen mit jedem einzelnen Seiner Gliedmaßen. Deswegen ist Er ein unaufteilbar Ganzes und eine vollkommene transzendentale Wesenheit.

Sowohl die jiva-Seele als auch Krishna sind transzendental. In diesem Sinne gehören sie der gleichen Kategorie an. Aber sie unterscheiden sich darin, dass die transzendentalen Eigenschaften der jiva-Seele in unendlich winzigem Ausmaß existieren, während sie in Krishna in ihrer umfassendsten Vollkommenheit zu sehen sind. Jene Eigenschaften manifestieren sich in ihrer rechtmäßigen Winzigkeit nur, wenn die jiva-Seele ihren unverfälschten spirituellen Status wiedererlangt. Die jiva-Seele erlangt die engste Annäherung an die absolute Identität nur, wenn durch die Gnade Krishnas die spirituelle Kraft ekstatischer Energie in ihr erscheint. Dennoch bleibt Krishna aufgrund Seines Besitzes gewisser einzigartiger Eigenschaften das Objekt universaler Verehrung. Diese vielfältigen unvergleichlichen Eigenschaften manifestieren sich nicht in Narayana, dem Herrn über Vaikuntha, oder in den urersten purusha-avataras oder in den höchsten Göttern wie Shiva, ganz zu schweigen von den jivas.