Re: Prasadam
Geschrieben von Parivadi das am 27. September 2007 21:54:01:
Als Antwort auf: Prasadam geschrieben von Petra Koch-Reinhardt am 20. September 2007 09:59:
Liebe Petra!
>Hare Krishna, liebe Gottgeweihte,
>manchmal lese ich Prasada und manchmal Prasadam – was ist der Unterschied?
Es ist nur eine andere Schreibweise für das gleiche!
>Vor kurzem fragten mich auch meine Kinder danach.
>In der BhagvadGita heißt es im Kapitel 17 Vers 8 u. a. ...“Nahrungsmittel, die zu
>bitter, zu sauer, zu salzig, zu scharf zu trocken und zu heiß sind, werden von
>Menschen geschätzt, die sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befinden usw...“
>Meine Frage: gehört auch Sauerteigbrot zu dieser Kategorie und gesäuertes Gemüse<
Westliche Broterzeugnisse dürften im allgemeinen ausnahmslos zur Erscheinungsweise der Unwissenheit gehören. Es gibt ein lustiges Sprichwort in ISKCON: "Brot ist des Brahmanen Tod". Das hört sich radikal an, wie so vieles im Hinduismus, aber in der Praxis sieht es dann wieder ganz anders aus. Viele Ordensangehörige der ISKCON essen ebenfalls Brot, so wie ich das beobachte, aber nur selbst hergestelltes Brot, ob mit Hefe oder Sauerteig. Allerdings sollte man nach 17 Uhr kein Brot mehr essen, da man dann kaum noch eine gute Chance hat, morgens früh fit zu sein.
>(z. B. Sauerkraut) Ich backe seit fast 20 Jahren das Brot für die Familie und beim Sauerteigbrot wird der Roggenteig viele Stunden gesäuert/vergoren...
Ja, eben! Brot gehört aufgrund dieser Gärungsprozesse oder der Hefe (Pilze) zu der Erscheinungsweise der Unwissenheit. Streng genommen sollten yogis kein Brot essen, wie wir es kennen, sondern die dünnen Teigfladen, die eben frisch aus Mehl, Wasser oder Milch hergestellt werden. Das ist die klassisch vedische Version. Im Kali-Yuga, in dem wir uns nun befinden, werden jedoch die vedischen Grundsätze etwas softer angewendet; dafür gibt es den stärksten spirituellen Vorgang: das Chanten des Hare-Krishna-Maha-Mantras. Shri Chaitanya macht es möglich, dass wir einen Weg mit unseren Gewohnheiten finden können, der nicht utopisch für die meisten ist. Wir können also Brot essen. Wir merken ja selbst, dass wir müde werden, wenn wir das rechte Maß nicht halten.
>Gehört Hefe zum Backen ebenfalls zu den niederen Erscheinungsweisen?
Ja, siehe oben. Dennoch wird Hefe von Devotees in ISKCON zuweilen benutzt.
>Im Buch „Die Schönheit des Selbst“ steht im Anhang:
>Fleisch, Fisch, Eier, aber auch Knoblauch, Zwiebeln, Essig und Pilze gehören in den Bereich der niederen Erscheinungsweisen und können deshalb Krishna nicht geopfert werden.“
Das ist korrekt. Die Ordensangehörigen der ISKCON halten sich da dran und opfern weder Knoblauch, Zwiebeln, Essig oder Pilze. Wir müssen dabei verstehen, dass wir die Speisen ohnehin - im Regelfall - nicht direkt Krishna darbringen können. Vielmehr bieten wir die Speisen dem spirituellen Meister an, von dem wir ein Bild auf den Altar stellen. Für die Gemeindeangehörigen ist das Shrila Prabhupada. Wenn wir nun hören, dass Shri Krishna diese Dinge nicht mag, dann sollten wir uns bemühen, unsere Opferungen entsprechend zu gestalten.
Die interessante Frage ist nun, wo die Grenze verläuft bei der Genauigkeit. Solange man keinen Abstand zu Zwiebeln etc. finden kann empfehle ich (das ist jetzt meine persönliche Meinung), dass man von einer Opferung des betreffenden Gerichts absehen sollte. Man sollte stattdessen Shri Guru und Shri Krishna bitten, das Essen abzusegnen. Das ist ein feiner Unterschied. Opfern bedeutet, dass Krishna die Speisen zu sich nimmt, während ein Absegnen bedeutet, dass Shri Krishna seinen Segen zu unserem Essen gibt, ohne Gewähr, dass es allgut für uns ist, was wir da zu uns nehmen.
Um dies zu verdeutlichen: Ein Neuling mag zum Krishna-Bewusstsein kommen. Er mag ein Gewohnheitstrinker sein. Er kann sein Bier (oder ähnliches) nicht auf dem Altar opfern. Aber er mag Shri Krishna bitten, es ihm nachzusehen, mal eine Flasche zu trinken. Eine Gewähr gibt es dafür nicht; das bleibt immer eine intime individuelle Sache zwischen dem Lebewesen und Gott. Das hat etwas mit Eigenverantwortung zu tun. Wir müssen auf unserem spirituellen Weg schon unseren gesunden Menschenverstand walten lassen und sehen, wie wir balanciert weiterkommen, Schritt für Schritt. Die meisten von uns können nicht von heute auf morgen ihren ganzen Lebensstil umändern. Shri Krishna hat sehr viel Geduld. Auf der anderen Seite sollten wir natürlich bemüht sein, das für uns machbare in unser Leben zu integrieren. Es ist für die meisten ein Balanceakt. Es ist sehr willkommen, wenn Du fragst, denn das hilft Dir, den anderen Lesern und auch den ISKCON-Verantwortlichen (für die Gewinnung einer breiteren Sicht der Dinge).
Also nun habe ich selbst was dazu gelernt schon in etwa das folgende Resümee:
Auf den Altar zum opfern sollte man nur stellen, was den Standard-Vorgaben entspricht. Das sind dann die besonders erhebenden Gerichte, vergleichbar mit dem Manna in der Kirche. Man sollte bemüht sein, den Anteil dieser Nahrung mehr und mehr zu erhöhen, während man andere Nahrung, die man noch zu sich nehmen mag zurückschrauben möge, aber auch nicht übereilig, alles mit Maß und Verstand unter Hinzuziehung des Rates erfahrener Bhakti-Yogis. Man sollte jedoch bei der Aufnahme nicht opferfähiger Produkte Shri Krishna um Seinen Segen bitten. Der Segen Shri Krishnas kann auch manchmal ungewohnte Folgen haben!!! Er mag z. B. plötzlich eine Maßnahme ergreifen, die einem den Appetit auf ein bestimmtes Produkt ein für allemal verdirbt. Im Krishna-Bewusstsein gibt es so manche Überraschung, besonders wenn man intensiv mit Krishna Austausch durch das Gebet pflegt. Man sollte möglichst 24 Stunden mit Krishna leben:
"Beschäftige Deinen Geist immer damit, an Mich zu denken; werde mein Geweihter, erweise Mir deine Ehrerbietungen und verehre Mich. Wenn du auf diese Weise völlig in Mich versunken bist, wirst du mit Gewissheit zu Mir kommen." (Bhagavad-gita 9.34)
>Was Fleisch, Fisch und Eier betrifft, habe ich keine Fragen. Warum Shri Krishna Knoblauch etc. nicht möchte, kann ich nur Vermutungen anstellen... wir gärtnern seid mehr als einem Jahrzehnt in einem riesigen Garten und da gehörte Zwiebelgemüse z. B. immer mit zum Standard – kann mir jemand etwas dazu schreiben.
>Gibt es Literatur, in der ich nachlesen kann, was genau Krishna am liebsten mag?
>Danke für Eure Antwort
>in Verbundenheit
>Petra
>P.S. Lieber Parivadi Prapuh, zu einer Frage des Obstopfern (ForumArchiv) antwortest
>Du u. a. , dass es günstig ist, Kochgeschirr von Essgeschirr (auch beim Abwaschen) zu
>trennen. Warum ist das in der Vedischen Küche so?
Das Kochgeschirr dient ja dazu, Speisen für Shri Krishna zuzubereiten (wenn man das opfern möchte). Daher sollten diese Dinge nicht mit dem Geschirr vermengt werden, das wir beim Essen benutzen. Das vedische Küchengeschirr gehört zum Altarinventar, während wir dann unsere eigenen Dinge haben, die nicht auf den Altar gehören. Das ist eben die vedische Version. Auch hier - siehe oben zu Knoblauch etc. - muss man als nichtvedisch geborener - eben Geduld haben. Es ist jedoch schon sehr appetitlich, wenn man die Küche als etwas besonderes betrachtet und dort sehr reinlich ist und eben nicht ins Becken spuckt (nur um es krass auszudrücken).
Auf feedback freut sich (vielen Dank für diese wichtigen Fragen! Damit hilfst Du uns, einmal die Details des Alltags etwas zu erhellen!)
Euer Diener
Parivadi das