Yoga VI: Spirituelle Disziplin
m Shrimad Bhagavatam finden sich u.a. umfangreiche Ausführungen über spirituell fortgeschrittene Gesellschaften und auch ihren Niedergang. Den Veden zufolge beruhen tugendhafte Gesellschaften auf dem Verständnis der Regierung und der Bevölkerung, dass Verzichtsbereitschaft (Einfachheit oder Entsagung), Wahrhaftigkeit, Reinheit und Barmherzigkeit erstrebenswerte Güter von unschätzbarem Wert sind. Diesen vier Prinzipien echter Religion steht die Neigung der Menschen entgegen, sich dem Glücksspiel, der Berauschung, uneingeschränkter Sexualität und wahllosem Essen ohne Rücksicht auf Verluste hinzugeben. Zur Förderung der Zivilisation sollten die Regierenden daher Regulierungen durchsetzen, die auf der einen Seite das Bedürfnis an Sinnenbefriedigung berücksichtigen, jedoch die Gefahren der uneingeschränkten Egozentrik nicht außer Acht lassen. Es ist ein wesentliches Element von Staatskunst, die richtige Balance zu halten. Besonders die Geistlichen einer Gesellschaft sind verpflichtet, als Vorbilder exemplarisch zu leben. Shri Krishna erwartet von Seinen Geweihten, dass gerade sie für die Menschen verlässliche Partner sind, nach denen sie sich richten können. Wer im Bhakti-Yoga fortschreiten möchte, sollte daher bemüht sein, sich dem erstrebenswerten Ziel zu nähern, einem Leben voller natürlicher Freude und ohne Missbrauch. Manches mag einem leichter fallen und manches schwerer. Man kann auch meist nicht von heute auf morgen seinen gesamten Lebensstil verändern. Jeder ernsthaft Suchende wird jedoch - auch wenn er dem Standard (noch) nicht folgen kann - zugeben müssen, dass die Prinzipien sinnvoll sind.
Zufriedenheit
ine allgemeine Tendenz der Menschen ist es, sich durch geschickte manipulative Verhaltensweisen bereichern zu wollen. Dabei ist ihnen nicht bewusst, dass jeder sowieso nur soviel bekommt, wie es das Schicksal vorsieht. Klassisch gesehen ist das Glücksspiel repräsentativ für alle Methoden, sich auf irgend eine Weise mehr anzueignen. Heute versuchen sich viele mit Geldspekulationen aller Art. Das Ergebnis solcher Aktivitäten ist das Anwachsen materieller Anhaftung; Gier und Habsucht wachsen an. Andere Folgen sind der Verlust der geistigen Ausgeglichenheit aufgrund von Angst und die Zunahme von Unehrlichkeit und Betrug, was die erhabene Qualität der Wahrhaftigkeit zerstört.
Nüchternheit
erauschung bezieht sich auf das Einnehmen verschiedener Substanzen, die für die Erhaltung des Körpers nicht notwendig sind und stimulierende oder depressive Auswirkungen auf den Geist und den Körper haben. Diese Gewohnheiten verursachen oft Krankheiten, vorzeitiges Altern und Unkonzentriertheit. Man sollte daher von Drogenkonsum Abstand nehmen. Der Fortschritt im Bhakti-Yoga führt zu vermehrter spirirtueller Freude, so dass die Notwendigkeit, sich zu berauschen, nachlässt.
Gewaltlose und reine Ernährung
as Essen von Fleisch beinhaltet das Schlachten oder Quälen von Tierformen, um ihre Körper zu essen. Wenn keine andere Nahrung verfügbar ist, mag der Mensch berechtigt sein, Tiere zu essen. Ansonsten wird das Schlachten von Tieren, nur um sich von Fleisch zu ernähren, verurteilt. Aus Barmherzigkeit und Mitleid heraus sollte man Tiere verschonen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum man kein Fleisch essen
sollte. Jeder, der das Fleisch des Opfers isst, muss das schlechte
Karma des Schlächters teilen. Außerdem ist das Essen von Fleisch
ungesund. Die gesättigten Fettsäuren im Fleisch können zu Herzleiden
und Krebs führen, während Gifte in dem sich zersetzenden Fleisch
auch das Nervensystem angreifen und zu Senilität führen können.
Es gibt ethisch- religiöse, gesundheitliche,
physiologische und ökologische Gründe, warum der Mensch kein Fleisch
Essen sollte. In der Bhagavad- gita (9.26)
sagt Shri Krishna:
Wenn Mir jemand mit Liebe und Hingabe
ein Blatt, eine Blume, eine Frucht oder etwas Wasser opfert, werde
Ich es annehmen.
Wenn wir solch vegetarische Opferspeisen zu uns nehmen,
läutern wir unsere Existenz. Mehr zum Thema Vegetarimus finden Sie
hier.
Keuschheit
ie Natur hat es so eingerichtet, dass durch Sexualität Nachkommen gezeugt werden. Sexualität zu regulieren ist eine von der Natur gegebene Notwendigkeit. Sexualität ist natürlich - Kinder sind es auch. Nur der Mensch stellt sich den Gesetzen der Natur entgegen und versucht mittels Verhütungsmitteln, Chemikalien oder sogar Abtreibung diese Gesetze zu umgehen. Sex ist nicht unappetitlich, wie das von verschiedenen Moralaposteln verkündet wird, solange das Maß im Rahmen bleibt. Die Erfahrungen bei erwünschter liebevoller Sexualtität können den Partnern die barmerzige Gegenwart Gottes vermitteln. Die Menschen haben jedoch leider die Neigung, sich in diesen Betätigungen zu verlieren, ohne den höheren Sinn zu erkennen, der darin liegt, egozentrische Sexualität zu transzendieren, um mehr und mehr zu einem Diener ursprünglicher Liebesspiele zu werden. Wer der Sexualität frönt kann nur schwer verstehen, welche Schätze jenseits davon auf ihn warten.
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