Bhakti-Yoga-Fernkurs
3. Paramatma, die Überseele, der Guru im Herzen
n
den Teilen 1 und 2 haben wir von den Wirkungsweisen des Wissens
bzw. der Unwissenheit erfahren und wie man Wissenserwerb einteilen
und bewerten kann. Wir haben gelernt, dass offenbartes Wissen nötig
ist, um Sicherheit zu gewinnen und Fortschritt auf dem Weg der Selbstverwirklichung
machen zu können. Es stellt sich in natürlicher Weise nun die Frage,
wo wir nach dem Wissen suchen sollen. Wo sprudelt die erfrischende
Quelle?
Bei der Beantwortung dieser Frage geht es um viel, und hier scheiden sich meist die Geister. Beispielsweise trifft man manchmal auf Christen, die behaupten, nur die Bibel enthalte offenbartes Wissen. Alles andere sei das Machwerk des Satans, Blendwerk, das uns vom rechten Weg abbringt. Auch viele andere Religionen und Weltanschauungen arbeiten bei der Frage nach dem reinen Wissensquell mit Dogmen, die am besten nicht hinterfragt werden sollen. Ein Mensch, der mit diesen vielen, teils widersprüchlichen, Angeboten konfrontiert wird, könnte die Hoffnung verlieren. Er könnte sich vorkommen wie in einem Labyrint mit vielversprechenden Spiegelbildern, jedoch ohne die Hoffnung auf schlüssiges und stetiges Fortschreiten. In dieser Situation stellt sich heraus, welch Geistes Kind man ist, ob man reif ist für die göttliche Antwort. Hat man Vertrauen, dass es Gott gibt, der einem helfen wird, oder ist man davon überzeugt, dass man auf sich selbst gestellt ist, oder geht man davon aus, dass Gott ein Dogmatiker ist, ein Tyrann oder ein blutrünstiger Machthaber? Man wird an diesem Punkt entsprechend dem eigenen Bewusstseinszustand in eine bestimmte Richtung gedrängt.
Die Hare-Krishna-Tradition gibt uns hier folgende Antwort:
er
Quell des Wissens ist im Bereich unseres Herzens situiert. Das mag
für manche überraschend einfach klingen, aber Gottes System ist
nun einmal einfach und erhaben. Gott begleitet jedes individuelle
Lebewesen unablässig in Seiner Erweiterung als Paramatma
oder in deutsch als Überseele. Die Überseele ist der Quell des Wissens,
der in unserem Inneren wohnt: Gott im Herzen.
Paramatma ist nicht nur der Quell des Wissens, sondern
Er lenkt auch unsere Wege und Taten, je nach unserer Bewusstseinshaltung:
Der Höchste Herr weilt im Herzen eines jeden, o Arjuna, und lenkt die Wege aller Lebewesen, die sich auf einer Maschine befinden, die aus materieller Energie besteht.
(Bhagavad-gita 18.61)
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Wir werden im weiteren Verlauf des Fernkurses noch auf
Details der Beziehung zwischen der Überseele und dem Lebewesen zu
sprechen kommen. Jetzt geht es zunächst einmal darum, Vertrauen
in die Anwesenheit Gottes in unserem Herzen zu gewinnen. Die Überseele
lenkt uns insbesondere dadurch, dass Sie unseren Erinnerungs- und
Vergessensvorgang steuert:
Ich weile im Herzen eines jeden, und von Mir kommen Erinnerung,
Wissen und Vergessen. [...]
(Bhagavad-gita 15.15)
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Wer kennt das nicht? Gerade wenn man sich an etwas erinnern
möchte, fällt es einem nicht ein, obwohl man sein Gehirn wirklich
anstrengt. Ein anderes Mal erinnert man sich plötzlich an etwas,
das man vielleicht gar nicht so gern hat. Diese Vorgänge scheinen
nicht in unserer Macht zu stehen, und so ist es auch. Wir sind von
einer höheren Intelligenz abhängig, vom Paramatma. Wir sind bei
unserer Wanderung durch das materielle Dasein auf Schritt und Tritt
von der Überseele abhängig. Ein anderes Beispiel mag noch angeführt
werden:
Wir sitzen mal wieder am Steuer. Wir wollen uns orientieren
und holen die Straßenkarte aus der Ablage. Wir blättern, versuchen
unseren Standort und das Ziel zu finden. Nach wenigen Sekunden bemerken
wir plötzlich, dass wir ganz vergessen haben, auf den Verkehr da
draußen zu achten: Wieder mal Glück gehabt! Das Auto fährt völlig
richtig innerhalb des Straßenbereichs. Manche nennen es Schutzengel.
Ja, der Paramatma bedient sich auch der höheren Wesen. Das ist richtig.
Aber im Hintergrund ist es immer Gott Selbst, der uns schützt oder
- sofern wir es nicht besser verdient haben - in den Straßengraben
fahren lässt.
Wir wollen aber nicht so weit abschweifen: Die Überseele
ist in unserem Herzen gegenwärtig und führt uns auch hinsichtlich
des Wissenserwerbes dorthin, wo es für uns angemessen ist. Daher
sagt Jesus: "Wer sucht, der findet."
Zwischenergebnis: Wer ehrlichen Herzens nach der Wahrheit
sucht, der wird sie finden, da Gott Selbst in unserem Herzen uns
zum Ziel lenkt. Er wird unser Vertrauen in die Antworten stärken,
die wirklich unsere Verlangen befriedigen.
Wir hoffen demgemäß natürlich, dass der Leser gerade
jetzt bei dieser entscheidenden Station des Fernkurses darauf vertraut,
dass tatsächlich Paramatma im Herzen gegenwärtig ist und Zweifel
schwinden. Starkes Vertrauen beruht auf Erfahrung. Der Leser kann
sich bestimmt an Erlebnisse erinnern, wo er die Hand Gottes deutlich
gespürt hat.
Wir sind bei unserer Suche nach wahrem erlösendem Wissen
also nicht auf uns selbst gestellt. Gott steht uns zur Seite, gibt
uns Vertrauen entsprechend unserer mehr oder weniger ehrlichen Haltung.
Die ehrliche Haltung?
ie ehrliche Haltung, das ist etwas, was uns selbst ausmacht. Wir sollten uns hin und wieder die Frage stellen, was wir wirklich wollen. Shrila Prabhupada sagte einmal sinngemäß auf die Frage, ob jeder einen Guru brauche, nicht jeder benötige einen Guru, nur jemand, der ernsthaft daran interessiert ist, das bedingte materielle Leben hinter sich zu lassen, sei auf qualifizierte Führung angewiesen. Jemandem, dem es nicht ernst ist, kann nicht wirklich geholfen werden. Das klingt wieder einmal recht logisch. Das ist oft so im Krishna-Bewusstsein.
Von einer ehrlichen Haltung kann also erst gesprochen
werden, wenn man einsieht, dass das eigensinnige materielle Dasein
nicht zum gewünschten Ergebnis - nämlich zu andauerndem Glück -
geführt hat. Man sollte zu der Einsicht gelangen, dass es aussichtslos
ist, in der Wüste des materiellen Daseins jemals glücklich zu werden.
An diesem Punkt angelangt wird uns spirituelle Hilfe zuteil werden.
Paramatma, die Überseele, wird uns wirkliches Wissen zukommen lassen,
entweder in Form einer heiligen Schrift oder in der Begegnung mit
einer Person, die gerade das zu uns sagt, was den zündenden Funken
verursacht oder in ähnlicher Weise.
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