Bhakti-Yoga-Fernkurs
4. Wie werden spirituelle Einsichten vermittelt?
haktivinoda Thakura, der große Pionier der Hare-Krishna-Bewegung des neunzehnten und angehenden zwanzigsten Jahrhunderts, Vater von Shrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakura, dem spirituellen Meister von Shrila Prabhupada, beschreibt folgende grundlegenden Verständnisebenen.
- Die äußere Verständnisebene
- Die intuitive Verständnisebene
- Die Verständnisebene des Herzens
zu 1.: Auf der äußeren Verständnisebene geht es um das Sammeln und äußere Anwenden von Wissen. Diese Ebene steht jedem geistig einigermaßen gesunden Menschen offen. Jeder fromme Mensch kann ethisch-moralische Grundsätze einfach durch das Aufnehmen von Informationen verstehen und umsetzen. Als Beispiel mag z.B. die Empfehlung dienen, nicht zu rauchen. Ein frommer Mensch bemüht sich, nicht zu rauchen, da dies gesundheitsschädlich ist. Es beeinträchtigt das Werkzeug, den Körper, den mir Gott zur Verfügung gestellt hat, um ein sinnvolles Leben zu führen.
Wer die äußere Verständnisebene ausschöpft, lebt fromm
in der Erkenntnis, dass er ein Teil Gottes und von Ihm abhängig
ist. Er schädigt andere nicht, da er weiß, dass dies gegen die kosmischen
Gesetze verstößt und nachteilige Folgen hat.
zu 2.: Auf der intuitiven Verständnisebene geht es um
die Fähigkeit, Gleichnisse zu verstehen, wie wir sie zum Beispiel
aus dem Neuen Testament kennen. Logisches Denken allein genügt auf
dieser Ebene nicht mehr. Vielmehr ist man zum Begreifen auf die
innere Stimme, den Paramatma, angewiesen (s. vorhergehendes Kapitel).
Auf dieser Ebene spielen der spirituelle Lehrer (Guru), der von
außen an uns herantritt, und der innere Guru, der Paramatma, zusammen.
Nur wenn beide im Einklang sind, können wir effektiv fortschreiten.
Beispielsweise wird es zu nichts führen, wenn wir nachhaltig in
unserer spirituellen Situation unzufrieden sind. Ehrlichkeit zu
sich und zu anderen ist wie immer ein sehr wichtiges Prinzip.
zu 3.: Auf der Herzensebene werden spirituelle Informationen direkt verstanden. Diese Informationen sind völlig unabhängig von der äußeren Beschaffenheit und Form der Informationen. Es heißt, dass bereits der elfte Teil einer Sekunde in der Gemeinschaft mit einem reinen Gottgeweihten ausreicht, um unser Leben nachhaltig zu beeinflussen. Viele Menschen berichten zum Beispiel von erleuchtenden Ereignissen bei der bloßen Begegnung mit Shrila Prabhupada. Die spirituelle Kraft Shrila Prabhupadas erkennt man daran, dass er in nur 12 Jahren eine weltumspannende spirituelle Bewegung entfacht hat, obwohl er anfangs fast mittellos war und an einem ihm völlig ungewohnten Ort, New York, begann. Der reine Gottgeweihte überzeugt uns also nicht nur durch seine logischen Argumente und gleichnisartigen Darstellungen, sondern berührt durch seine Hingabe direkt unser Herz, wenn wir dies nicht vorsätzlich abblocken.
Der spirituelle Meister lehrt je nach seiner eigenen Qualifikation und der Qualifikation des Schülers auf all diesen drei Ebenen. Man sollte, um Fortschritt machen zu können, auch die erste Stufe nicht gering schätzen. Wer behauptet, er sei fortgeschritten, jedoch die sittlich-moralischen Grundsätze der ersten Ebene missachtet, kann nicht als echt eingestuft werden. Daher muss sich ein autorisierter Lehrer auch an die äußeren Gebote halten. Die Vermittlung des Wissens ist nichts anderes als die Einweihung.
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