Re: Wissenschaft + Bhagavad Gita

Krishna-Bewusstsein

Geschrieben von Default am 16. April 2005 23:05:

Als Antwort auf: Re: Wissenschaft + Bhagavad Gita geschrieben von Parivadi das am 14. April 2005 02:08:23:

Sehr geehrter Parivadi das,

nein, aus der Verantwortung stehlen wollte ich mich nicht. Wenn das so verstanden wurde, dann ist das falsch.
Im Gegenteil: Ich stimme natürlich voll zu: Wir sind für unsere Handlungen verantwortlich. Alles andere zu behaupten, wäre Unfug, das tägliche Leben zeigt uns das sehr eindringlich.
Und doch – das ist kein Beweis, daß ich der Handelnde bin.

Dein Zitat:
Also selbst sog. Atheisten folgen dennoch dem Pfad Shri Krishnas, da sie ebenso winzig sind, wie jeder andere und eben eine bestimmte Haltung zum Ganzen (Gott) einnehmen.

Ich stimme zu. Ich bin kein Atheist. Ich kann nämlich nicht einmal an den Atheismus glauben, um das mal so auszudrücken. Genausowenig, wie ich an jeden anderen –ismus glaube, oder jede sonstige Ideologie, die mir mehr und mehr als menschengemachtes Teufelswerk erscheint. (Tschuldigung, der Teufel kommt nicht vor bei Krishna soviel ich weiß, nur ein paar Asuras, aber sind wir nicht alle ein wenig christlich konditioniert?)

Und weil ich auch noch Deutscher bin, sehe ich grundsätzlich alle „Führer“ mit einer großen Skepsis an.
Gerne würde ich jederzeit sachlich diskutieren.
Wie ist das eigentlich: Suchen wir noch nach der Wahrheit? Oder sind wir der Meinung, wir haben die einzig seligmachende Wahrheit? Sind wir unfehlbar wie der Papst, und dokumentieren auf diese Weise unsere Nicht-Lernfähigkeit? Oder haben wir evtl. die Wahrheit gefunden, und trauen sie uns nicht sagen, weil man fürchten muß dafür umgebracht zu werden, wie so viele vor uns?

Das sollen auf keinen Fall persönliche Angriffe auf irgendjemand sein, sondern lediglich Denkanstöße. Man kann vieles hinterfragen, und man sollte das auch tun.
War Jesus ein Ketzer? Warum haben sie ihn umgebracht? Weil die Juden so böse sind, wie sie uns nun seit 2000 Jahren erzählen? Oder erzählen sie uns, daß er ein braver Kirchgänger war, daß er für unsere Sünden gestorben ist, und schieben ihm die Schuld in die Schuhe damit sie weiter Krieg führen können? (Ähnliches gilt wohl auch für Krishna, wenn man das Mahabharata liest, kommt mir der Verdacht)

So wird da einiges verdreht: Man stiftet dazu an, sich durch den Beichtstuhl aus der Verantwortung zu stehlen, aber am „Ich“ muß festgehalten werden, denn sonst wäre das Prinzip „Jeder gegen Jeden“ nicht durchführbar.

Srila Prabhupada: Sicherlich haben wir ihm diese großartige Leistung zu verdanken, daß er die einzige deutsche Übersetzung des Srimad Bhagavatam vorgelegt hat. Das sei unbestritten. Und viele seiner Kommentare sind Gold wert, vor allen für diejenigen, die sonst kaum Einblick in die indische Denkweise haben. Aber wenn er zum Beispiel schreibt, daß die Astronauten sich geirrt haben müssen, denn es kann nicht sein, daß es auf dem Mond kein Wasser gibt, dann ist das schlicht falsch. Na ja, wir sehen es ihm nach, er war ja nicht bei der Nasa. Man muß allerdings damit rechnen, daß er nicht allwissend war. Vielleicht kennen Sie J. Krishnamurti. Er meinte, es könne niemals Allwissenheit geben, das beweise schon alleine die Tatsache, daß man jedem Wissen ein Wissen hinzufügen kann. (Wer weiß, vielleicht greift Gott auch nur dann auf Informationen zu, wenn er sie gerade braucht?) Ich schätze, daher werden wir immer damit rechnen müssen, daß unbekanntes Wissen auf uns kommt.

Fast ist es ketzerisch, zu behaupten, Gott handelt, und sonst niemand, und es gibt nichts außer Gott. Das Problem ist lediglich, daß die Menschen das nicht sehen können oder wollen. In einer Welt, in der Liebe ein Begriff ist, der kaum eine Bedeutung mehr hat und vor dem wir uns eher fürchten, und Hingabe höchstens ausgebeutet wird, da wird es schwierig, solchen alten Wegen zu folgen.

Ich selbst bin kein Anhänger eines persönlichen Gottes.

Dazu eine Illustration:
An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne glaube ich keineswegs. Jeder handelt nicht nur unter äusserem Zwang, sondern auch gemäss innerer Notwendigkeit. (Albert Einstein, dt.-am. Physiker, 1879-1955 Aus: Meine Weltsicht)
Insofern schließe ich mich seiner Meinung an.

Gott verstößt nie gegen seine eigenen Naturgesetze.
Das tut nur der Mensch in seiner Verblendung.

Wie ist das denn eigentlich:
Wenn ich etwas falsch mache, dann muß ich mit den Folgen leben.
Wenn ich wiederholt etwas falsch mache, dann sammelt sich "Karma" an.
Wenn ich etwas richtig mache, kann ich mich darüber freuen, daß es funktioniert hat, oder?

Aber von Freiheit oder freiem Willen bin ich da völlig frei.

Und ich brauche weder einen Führer, um das zu erkennen, noch eine Moral, die mich vom Gegenteil überzeugt.

Ich bin mir nicht im Klaren, ob Sie kritische und kontroverse Diskussionen haben wollen, jedoch leben wir in einer Zeit, in der man vieles kritisch betrachten muß, und fast scheint es mir, daß man ohne gesunde Kritikfähigkeit kaum noch in der Lage ist, zu überleben.

Mit freundlichen Grüßen



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